Dienstag, 18. November 2014
Kindliche Lieblingsversprecher (23)
Eine Fundgrube, was der Kleine so absondert! Fast schon zu fein austariert, ein echter Goldschatz!

Als ich im Flur auf dem Boden kauere und mit ihm eine „Fähre“ aus Kartonteilen zusammenklebe, wobei ich jeweils mit einem Knie und dann noch mit einer Hand insgesamt drei geklebte Stellen zusammendrücke, sagt er gesterntags zu meinereiner:

„mysterox, wenn du jetzt vier Beine hättest, könntest du noch ein Teil mehr kleben.“

Darauf ich: „Stimmt. Aber dann wäre ich ja kein Mensch. Sondern ein - Schwein oder eine Kuh. Oder ein Hund oder eine Katze. Oder hast du schon mal Menschen mit vier Beinen gesehen?“

Da sagt er: „Ja, hab ich schon. Aber nur manchmal, das sieht man nicht so oft.“

Ich leicht perplex: „Ah. Hast du denn auch schon mal Menschen mit hundert Beinen gesehen?“

Pariert er: „Ja, auch schon öfter. Aber das war in Australien.“

Da biste platt.

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Montag, 3. November 2014
The Notwist im Jazzhaus: Nuancen im Chiaroscuro
Zu sechst tritt die bayrische Combo aus dem gottvergessenen Städtchen Weilheim an. Auffällig: Soundtüftler Martin Gretschmann (Console) ist diesmal nicht am Start. Seinen Platz nimmt Cico Beck von der Vorband Joasihno ein. Das neue Line-up der Band besteht neben den Achern-Brüdern aus Andi Haberl (Schlagzeug, Percussion & Gesang) sowie Max Punktezahl (Gitarre & Keyboards), und, recht frisch, aus dem Norweger Karl Ivar Refseth am Vibraphon.

Optisch liegt der Dreier vorne auf einer Linie: Trage Bart, volles Zauselhaar und dunkle Brille, und schon bist du dabei. Das Setup wirkt wie ein ausgefeiltes Klanglabor, angereichert mit allem, was Geräusche macht, darunter allerlei Glöckchen und Klangschalen. Für Lichteffekte sorgen eine Vielzahl gleichgeschalteter LED-Leisten, einige Strahler und flackernde Stroboskopblitze.
The Notwist im Jazzhaus Freiburg 03-11-2014
Die Jungs stehen selbstvergessen auf der Bühne und verschwinden fast im Chiaroscuro, hinter ihrer Musik, hinter ihrem Werk. Und wo gibt es das schon, dass die Band so gut wie nichts sagt außer zwei, drei kurzen Halbsätzen (darunter so grandios nichtssagende Perlen wie „Hallo heute Abend beim Konzert“, die man überall unterbringen kann) und dabei nicht als arrogant rüberkommt, sondern als extrem konzentriert und bescheiden? Hier steht eine Institution, eine Referenzband auf der Bühne.

Auf den Opener „Good Lies“ vom letzten Album The Devil You + Me (2008) lassen The Notwist gleich den ersten Track vom aktuellen Werk – wieder ein Meilenstein – Close To The Glass folgen, dann das ebenso neue und mitreißende „Kong“. Vom epochalen Meisterwerk Neon Golden (2002) erklingen „One With the Freaks“, „Pick Up the Phone“ und „This Room“, bevor die Band mit „One Dark Love Poem“ zur Zeitreise zurück ins Jahr 1992 abhebt und anschließend wieder die Kurve in die Jetztzeit kriegt. Nach gut einem Dutzend Songs ist erstmal Schluss, bevor die Truppe nochmal ein halbes Dutzend nachlegt, darunter „Neon Golden“ und „Consequence“. Darin heißt es: „Leave me hypnotized, love.“ Genauso ist es.

Was früh, vor über 25 Jahren, im Geiste des Punk, Hardcore & Metal entstand, hat sich über die Jahre und Jahrzehnte hinweg zu einem eigenen Klangkosmos gemausert, bei dem die Rockanleihen in den Hintergrund gerutscht sind und die elektronischen und minimalistischen Elemente die Oberhand gewonnen haben.

Erstaunlich, wie die Band selbst älteren Stücken ein zeitgemäßes „So-klingen-Notwist-2014“-Gewand auf den Leib schneidert, ohne ihre Songs nur billig aufzubrezeln. Elektrodrums und fette Bassdrum, der physisch ungemein präsente Bass von Micha Acher und der Synthiebass, der am Vibraphon gestrichene Geigenbogen, egal ob analog oder digital – alles wird ungemein organisch miteinander verwoben und greift präzise ineinander, immer wieder schält sich die Melodie dabei heraus.

Nein, The Notwist bleiben sich – Sprachhülse hin oder her – im beständigen Wandel und Häuten absolut treu. Neuerfinden, Verdichten, Umarrangieren, all das ist integraler Bestandteil ihres musikalischen Selbstverständnisses. Vielleicht einzige Konstante über all die Jahre ist der melancholische Grundton, wobei die Live-Performance der Truppe einer Art komplexer Ekstase gleicht, befeuert von hypnotisch-repetitiven Momenten und Noise-Soundscapes, die stets kleine Finessen und feine Nuancen herausarbeiten.

Die Musiker selbst, die Personen und Persönlichkeiten dahinter, gehen ganz in ihrer Musik auf. Da passt es wie die Faust aufs Auge, dass das Sextett oft nur schemenhaft zu erkennen ist, zumal die Strobos ins Publikum flashen. Ihre Fans halten ihnen dabei die Stange – vom gesetzten Indienerd jenseits der 50 bis hin zum Technofreak um die 30. Wenn diese Ausnahmemusiker so weitermachen, auch noch die nächsten 25 Jahre. Mindestens.

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Dienstag, 28. Oktober 2014
Erste und letzte Male
Zum ersten Mal geheizt: gestern Abend ab 19 Uhr.

Der letzte lange Abend dieser Saison: Samstag, 25. Oktober 2014, der Abend vor der Zeitumstellung auf Winterbetrieb.

Der letzte Rosé in dieser Saison - Fragezeichen: Sonntag, 26. Oktober 2014, gegen Mittag im Kaiserstuhl. Dafür wurde es zum ersten Mal früh dunkel, erschreckenderweise schon weit vor 18 Uhr.

Das letzte Mal den ganzen Abend draußen sitzen: Freitag, 17. Oktober 2014 bei Herrn K. auf der Terrasse bis eins, halb zwei. Allerdings mit Feuerschale.

Das erste Mal abends wieder größtenteils drinhocken: gestern Abend im jos fritz. Nur das erste halbe Bier genossen wir draußen.

Das letzte Mal im Freien schwimmen: Hm, das ist schon eine Weile her, muss im September gewesen sein. Ich fürchte, das war am 4. September im Flückiger See. Mittagspause.

Der letzte Mittagsschluck in der Sonne: Alte Wache am Montag vor einer Woche, 20. Oktober. Ein Achtele vom Silvaner.

Das letzte Mal draußen im Gras liegen: (zuletzt am Sonntag) ist noch nicht vorbei. Da geht noch was. Ich schwör's.

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Dienstag, 21. Oktober 2014
Kindliche Lieblingsversprecher (22)
Verse sprechen, sich versprechen, Fragen wagen: Die kindliche Perspektive ähnelt der eines kleinen Nacktfroschs, forsch fragend bis zum End'. Meint der Kleine beim Anziehen und Rausgehen:

„Warum kann man nicht gutes Wetter kaufen?“

Hm.

Ein Hoch auf den Kleinen!

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Donnerstag, 9. Oktober 2014
Frankreich stellt alten Abstand wieder her
Kaum ist der Anschlusstreffer gefallen (kaum fünf Jahre her), stellen die Franzosen wieder den alten Zwei-Tore-Vorsprung her: Patrick Modiano legte den 15. Treffer in der ewigen Nobelpreis-für-Literatur-Bestenliste und einem packenden, epischen Match vor. Müller war zuvor für Deutschland erfolgreich gewesen. Davor hatte Vronckraisch seine Führung ausgebaut. Und jetzt wieder.

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Montag, 29. September 2014
Nirvana-Covers III: Klingt wie stimmiger Teen Spirit
Diesmal a capella. Von Maybebop. Auch nicht schlecht.

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Freitag, 19. September 2014
Kindliche Lieblingsversprecher (21)
Kein Versprecher, aber auch irre, kann ich euch versprechen. Fragt mich der Lütte am Morgen:

„Sag mal, Papa, man kann nicht in echt sterben, oder?“

Alles nur ein Gerücht? Ein Investigativ-Team wird der Sache auf den Grund gehen und in diesen Graubereich vordringen.

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Dienstag, 26. August 2014
Die schönste Jahreszeit
...fällt hier komplett aus, so scheint es, in diesem Jahr.

Nachdem der Winter erstmals seit 25 Jahren in unserem Fleckchen Erde ausgeblieben ist und noch nicht mal ein einziges Schneeflöckchen im Städtle zu Boden befördert hat, ist das Frühjahr ein Hybrid gewesen aus Frühling und Frühsommer. Seit Juli dann der totale Blackout..., und das durchgehend.

Kurioses Zusamentreffen: Der Winter und der Sommer drohen damit dieses Jahr auszufallen. Wenn der Frühling sommerlich angehaucht war, so müsste rein folgerichtig der Herbst sich dann winterlich geben. Frühwinter. Warten wir's ab.

Ach, Südfrankreich, du hast es besser...

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Dienstag, 29. Juli 2014
Schaukelsommer, vom Sommer verschaukelt
Tja, alle reden vom tollen, wunderbaren Traumwetter, vom Supersommer, vom Südseeflair in Skandinavien, tropischen Nächten auf Sylt..., nur ein kleines Fleckchen im Südwesten des Landes wehrt sich tapfer gegen zuviel Sonne.

Ständig wiederkehrende Wetter- oder Unwetterwarnungen reihen sich genauso zackig aneinander wie die schnelle Abfolge von Stark-, Dauer- oder – neu im Angebot – Dauerstarkregengebieten. (Vom Effekt her wie beim legendären Halbfinalsieg der Deutschen gegen Brasilien.)

Und jedes Mal geistert mir eine Zeile im von Donnergrollen und Regenprasseln aufgeladenen Ohr und Kopf herum: Da werden Bässe zu reißenden Flüchen.

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Donnerstag, 10. Juli 2014
Sommerverschiffung 2014
So heißt das Programm, das gerade im Südwesten der Republik abläuft, absäuft. Brrr. Ein ekliges Netz aus feinem Nieselregen ist dem gestrigen Dauerregen entsprungen. 12, 13 Grad.

Irgendwie, so mein Gefühl, ist immer um Siebenschläfer herum (Ende Juno/Anfang Julei) so'ne heikle Phase mit deprimierendem Scheißwetter mitten an den EIGENTLICH mittsommer-liken Toptagen, wenn man dem Kalender glaubt.

Das war zumindest 2012 so, wie sich mysterox erinnert. 2013 war, meine ich, Juli/August gut und sommerlich; dafür war das erste Halbjahr bis Ende Juni die reine Katastrophe in ganz Mitteleuropa.

2011 war die reinste Sommergrütze angesagt. 2010 hatte auch so ein Sommer-verkriech-Loch.

2010? 09? 08? Weiß ich nicht mehr...

2007, so erinnert sich dieses Blog, dito.

Der Sommerbeginnn 2006 war so unterirdisch wie'n überfluteter Keller.

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