Montag, 29. August 2011
Zahlen, die begeistern
Zahlen, die Erste
Nach der Rückkehr aus dem Urlaub fällt der Gradmesser der Wichtigkeit ein unanfechtbares Urteil: 281 Mails im beruflichen Mailaccount, 384 „private“, doch das sind fast ausschließlich Newsletter und dergleichen. Also doch nicht unanfechtbar? 22 Tage in Südfrankreich, dazu noch knapp eine Woche vorher nicht im Büro gewesen, also 4 Wochen ganz ohne Büro – dat leppert sisch, wie der Rheinländer sagt. Jetzt, gegegn Mittach, ist ein Großteil abgearbeitet und entsprechend verstaut.


Zahlen, die Zweite
Was auch nicht unwichtig ist, insbesondere auf Reisen: wie man ab & zu an & zu Geld kommt. Denn zum Zahlen braucht man Zählbares, vulgo Bares. Traditionell bieten sich hierfür Geldautomaten an, wie jedermann weiß.

Dumm nur, wenn der Automat die Karte annimmt, die Geheimzahl abfragt und später in gebrochenem Deutsch ausspuckt: Transaktion für diese Karte nicht erlaubt oder Ihre Anweisung wird abgewiesen. Fünf derartige Sprüchlein durfte ich mir einpfeifen, Bargeld brachten sie mir nicht ein.

Erfolglose Geldbergungsversuche führten sogar dazu, dass wir in Montpellier bei schier unerträglicher Schwüle und mindestens 35 Grad die Tram verpasst haben, woraufhin zwei Bahnen ausfielen und bei der dritten, die dann schließlich einfuhr, über ein Dutzend Mit-Kinderwagen-Schieber mit uns um den spärlichen Platz konkurrierten, zusammen mit vielen Otto-Normal-Fahrgästen. In der Straßenbahn herrschten krasse Temperaturen vor über 40 Grad, weil die Klimaanlage ausgefallen war. Die Hinfahrt war noch ein paradiesisch‘ Labsal gewesen. Auf der Rückfahrt troff der Schweiß von den Ellenborgen, die Beine herunter und benetzte den ganzen Kopf, den ganzen Körper. Ich kann mich kaum entsinnen, in Klamotten mal so viel geschwitzt zu haben – außer beim Spocht.

Im Büro heute erwartet mich ein Zettel: Betrugsverdacht Kreditkarte. Bitte zurückrufen. Hui. Herauskommt: Meine Kartendaten waren bei einem gehackten Automaten oder einer gehackten Seite dabei – und wurden deshalb umgehend gesperrt. Weggekommen ist nichts.

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Samstag, 6. August 2011
Der Sommergrütze trotzen (inkl. Kindliche Lieblingsversprecher)
Die Sommergrütze 2011 in deutschen Landen wirkt auf mysterox wie Red Bull: Sie verleiht Flüüüüüügel! Nix wie weg hier, bevor die 20-Grad-Marke wieder dauerhaft unterschritten und arg befeuchtet wird! Angenehmes Sommerwetter um die 15 Gard erwartet uns, sofern die Meteoro- nicht logen, niemals verlegen um Elogen in ihren Logen... - Okay, reicht.

Drei Wochen La Franca profonde, ein Traum - sind es doch sonst immer nur zwei Wochen. Und: dieses Jahr waren wir schon zwei Wochen dorten, und das ist gerade mal anderthalb Monate her. Luxusjahr zwanzigelf.

Wie meinte die Fast-Vierjährige aus der Familie neulich: Oh, da sind ja drei Hünde! In diesem Sinne: euch da draußen eine Hundehitze, eine canicule, einen schönen Sommer, at last. (Und mal sehen, wann der deutsche Plural mal eine eigenen Erörterung Wert ist.)

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Montag, 25. Juli 2011
Ich steh dazu: Ich bin Opfer eines Sommerhits
Fan oder Opfer? Ich bin jedenfalls einer Stimme, einem Song, einem Text auf den Leim gegangen, gegen welche ich mich erst heftig wehren wollte, denn die Stimme dieses jungen Mannes säuselt und phrasiert exakt wie der Lord Voldemort der christlich-fast-fundamentalistisch angehauchten Deutschszene, der selbst ernannte Weltenretter, der Religiösität ausschwitzende, vor Gottesfurcht triefende musikalische Missionar und R'n'B-Barde aus Deutschland, ständig auf dem Weg zur Selbst- und Gottesfindung (auch mal ohne Führerschein) – ihr habt es erraten oder eh schon gewusst: jenes singende Nerv-Scheusal namens Xavier Naidoo. Und das geht ja mal gar nicht.

Und doch, irgendwie hielt mich der Song gefangen, allem Na, du?-Naidoo-Gedöhns zum Trotz, und das obwohl der Song noch von der Weltrettung faselt und auch thematisch wie die urchristliche Faust aufs Auge um Auge passen würde: Das Thema also, das sich jener Säuselbarde von den Söhnen Stammheims, äh Mannheims zurechtschnitzt oder wie eine lärmende Monstranz seit fast 15 Jahren vor sich herträgt.

Muss nur noch kurz die Welt retten, danach flieg ich zu dir! (Auszug aus Ägypten, äh dem Liedtext). Ernst gemeint: Wahnsinn, wie sich anschließend die Ironie Bahn bricht: Noch 148 Mails checken, wer weiß, was mir dann noch passiert. Ganz so, als wollte der junge Tim Bendzko, um den geht es hier nämlich – auch wenn Dauerlebenspartner/in D. behauptet: Das ist Xavier Naidoo! Das ist Naidoo! Das ist doch ganz klar der Naidoo! – also, als wollte Tim Bendzko hier klingen wie Naidoo und ihn mit den eigenen Waffen – ein für alle Mal? – (er)schlagen.

Wie man Welt retten auf Mails checken (nicht auf, was weiß ich, ...chatten) reimen kann, ohne den genretypischen Rap-Sprachverschnitt, ist mir ein Rätsel. Aber es funktioniert. Großartig. Und lustig. Bis zum finalen Höhepunkt, einem feinen Hyperbaton-Break (bei 2:50 min). Quasi.

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Freitag, 22. Juli 2011
Sesamstraße goes Beastie Boys
Die B-Boys rocken die Straße, die Sesamstraße! Das hat Pfeffer! und ist liebevoll gemacht, ein Hammer.

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Mittwoch, 13. Juli 2011
Torwart trifft direkt vom Tor (nicht beim Elfmeter)

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Freitag, 8. Juli 2011
Nord-Süd-Querung der Republik ODER Drei Sitzplatzhirsch-Geschichten
1. Erstes Transportmittel: Meine Füße. Ab-Lauf 6.05 Uhr.
2. ICE: 6.23 Uhr ab FR, dann Offenburg, Baden-Baden, Mannheim.
3. ICE: 8.06 Uhr ab Mannheim via Frankfurt-Flughafen, Frankfurt-Hauptbahnhof, Kassel-Wilhelmshöhe, Göttingen. Ankunft in Hannover um 11.17 Uhr.
4. Geplante Weiterfahrt: 11.41 Uhr. Doch es wird aufgeführt: Hangover in Hannover: Eine halbe Stunde Verspätung, dann weiter mit dem IC nach Bremen.
5. Dort Umsteigen in die Regionalbahn nach Oldenburg. Schöner Backstein-Jugendstil-Bahnhof dort.
5. Noch 'ne Bimmelbahn. Ankunft in Wilhelmshaven um 15.19 Uhr.
6. Taxi zum Bestimmungsort. Uffz.

Wie es war? - Anstrengend; ging es doch am Donnerstag straight back.

I. Vor 7 Uhr.
Im ICE 772. Ein Mann kommt den Gang entlang, den Blick auf die Sitzplatznummern geheftet, und bleibt vor mir stehen. Als er sieht, dass für die beiden Plätze vor ihm Reservierungen angezeigt werden, verzieht er sich in den Zwischenraum, einen Meter weiter, um seine Unterlagen nochmal zu studieren. Nach eingehender Prüfung spricht er meinen Sitzplatznachbarn, Typ Banker Ende 30, an: Das ist mein Platz. Platz 11. - Den habe ich auch, entgegnet der Banker. Platz 11, Wagen 1. (Wir sind die allerletzte Reihe im ganzen Zug.) - Das hier ist Wagen 2; Wagen ist da, belehrt ihn der Sitzplatzsuchende und zeigt in Richtung Zugende. Nur: da ist nix mehr, außer dem, was früher einmal Lok hieß. Tschuldigung murmelnd trollt er sich.

II. Frankfurt am Main. Gegen 9 Uhr.
Eine vierköpfige Familie steigt ein - bei uns, an der hintersten Tür. Den gesamten Bahnsteig mussten die vier dafür mit ihrem Gepäck ablatschen. Der Vater reklamiert die Plätze vor mir für sich: 12, 14, 16 und 18. Zwei davon sind bereits belegt, mit angezeigter Reservierung. Es stellt sich heraus, dass das Quartett nicht unbedingt im falschen Wagen gelandet ist, sondern im falschen Zug. Hektisches Aussteigen. Der halbwüchsige Sohn grummelt: Siehst du, Papa, ich hab doch gesagt, dass wir mal jemand fragen sollen.

III. Kurz nach 9 Uhr. Kurz nach der Abfahrt aus Frankfurt.
Eine Schwangere und ihr Sohn, 5 Jahre alt, gehen bis ans Ende des Zuges direkt auf mysterox zu. Die beiden Blondschopfe wenden sich an mich und den kräusellockigen Laptop-Junkie um die 50 direkt vor mir. Sie wollen, dass einer von uns den Platz tauscht, damit sie und ihr Vinz nebeneinander sitzen können. (Zu spät reserviert oder zu blöd zum Reservieren?) Der Laptop-Tipper macht keine Anstalten, findet aber meine Lösung gut: Ich mache den Weg frei - für einen, wie sich sofort herausstellt, kleinen, lauten, sch***verwöhnten Nervbolzen mit i-Phone (!) und Heavy-Metal-Sound beim Spielen sowie seine Heusenstamm Stadtpost lesende Mama. Nett-Sein-Wollen ist nicht immer gut. In diesem Fall war es ein klassiches Eigentor.

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Dienstag, 5. Juli 2011
The Human League im Zirkuszelt: Elektronisch geschwelgt
The Human League haben die Nostalgiker unter den New-Wave- und Elektropopfans ins Zirkuszelt gelockt und dabei ein erkleckliches Programm abgespult.

Das Programm der 80er-Synthiepopband The Human League ist von vorne bis hinten durchgestylt; da steht der heutige Auftritt dem Erscheinungsbild von damals in nichts nach. Außer vielleicht dem Hairstyling von Sänger Philip Oakey, der damaligen New-Wave-Stilikone. Denn da, wo einst das üppige Haupthaar trendige Gelfrisuren zuließ, ist zu Beginn der Show erstmal eine tiefe Kapuze übergestülpt. Denn darunter ist Glatze.

„Go!“ ruft Oakey durchdringend ins hallgetränkte Mikro, und die Zeitreise kann beginnen. Erste Tanzversuche (heute: Moves), verschämte Blicke zu den Mädels (heute: Girls). Briefchenschreiben (heute: simsen) unter der Schulbank, erste Verabredungen (heute: Dates), Vorstufe zum Rendez-vous (heute: One-Night-Stand).

Leicht roboterhaft stolpert der smarte Frontmann über die Bühne, wippend wie ein Stehaufmännchen – was er ja irgendwie auch ist –, flankiert von der aparten Blonden Susan Ann Sulley zu seiner Rechten und der einen Tick fülligeren Brünetten Joanne Catherall zu seiner Linken, beide in erstaunlich absatzfreudigem Schuhwerk. Während die Braunhaarige oben spitz zulaufenden Plateauunterbau bevorzugt, setzt die schmale Blondine auf extreme High Heels.

Dahinter thronen in perfekter Symmetrie zu den Seiten zwei Roland-Synthesizer, in der Mitte ein Elektro-Drumset. Alles sehr stylish in Weiß; Z-förmig die Synthie-Burgen und kreisrund die Mikroständer. Was gekonnt kontrastiert mit dem nachtschwarzen Outfit der Formation. Band wäre wohl zuviel gesagt.

Human League waren schon immer sehr aufs Visuelle fokussiert. Und akustisch? Die zu Damen gereiften Mädels von damals haben ihre mädchenhafte Stimme er- und behalten, wobei Susan die schwierigeren Passagen übernimmt und Joanne mehr den statischen Part einnimmt. Glasklar meistert die Stimme von Philip Oakey alle Songs mühelos auf den Punkt. Die ihm zugedachte Mittelposition verschiebt er ständig gekonnt übers Feld.



Musikalisch liefern The Human League eine gelungene Zeitreise durch ihre verschiedenen Alben, Hits und neueren Stücke. Der Schwerpunkt liegt dabei klar auf dem Erfolgsalbum Dare! von 1981, und das könnte auch das Motto des Abends sein: Trau dich! Riskier’s!

Denn so ganz ohne ist ein Auftritt 25 bis 30 Jahre nach dem größten Erfolg ja nicht. Um die fuffzig ist man ja anders drauf als mit frischen 20. Am gewagtesten ist das Outfit von Susan, die – wie die anderen auch – pünktlich zur Halbzeit mit neuen Klamotten auf die Bühne zurückkehrt: im weißen, ultraknappen Minikleid, hinten tief ausgeschnitten – und vorne auch. Und zwar unten. Wenn sie mit den Armen wedelt, was sie eigentlich ständig tut, legt sie die Unterbux frei. Definiert man so Sexappeal um die 50? – Wo waren wir? Ach ja.

Garniert wird der New-Wave-, Dance- und Elektropop mit der Ballade Human von 1986, da erscheint der freudestrahlend und sympathisch lachende Oakey eigens im frischen weißen Hemd. Minimalistisch die Musik, mit den mal wummernden, mal nach vorne gehenden Synthies, wechselweise Umhänge-Keyboards, und dem artifiziellen Sound der Elektrodrums. Kurzzeitig verirrt sich auch mal eine Gitarre auf die Bühne, aber das bleibt die absolute Ausnahme. So ist es, wenn erklärte Nicht-Musiker auf der Bühne stehen.

(Mitschnitt aus Ilja Richters DISCO!)

Im Parkett wird ausgelassen und erinnerungsbeseelt getanzt. Überbordend die Freude, als das Programm zwingend in den Überhit „Don’t You Want Me, Baby“ mündet. Weißt du noch, damals im ….? Wie du mich so angeschaut hast? Ja, das wissen alle noch.

Und als Zugabe geht es noch ein Stück weiter zurück, in die späten 70er mit der weniger glatten, gegen den Strich gebürsteten Elektronummer „Being Boiled“. Da waren die zumindest die vorderen Reihen des insgesamt mit 500 bis 600 Zuschauern eher spärlich besuchten Konzerts schon gar gekocht. Taugen The Human League höchstens zum SWR-80ies-Revival-Abend? Das war den meisten schnuppe. Mit der letzten Nummer schwelgten sie alle „Together In Electric Dreams“.


Setlist
1. Never Let Me Go – (Credo, 2011)
2. Open Your Heart – (Dare!, 1981)
3. Tell Me When – (Octopus, 1995)
4. The Sound Of The Crowd – (Dare!, 1981)
5. Heart Like A Wheel – (Romantic, 1990)
6. The Lebanon – (Hysteria, 1984)
7. Egomaniac – (Credo, 2011)
8. Empire State Human – (Romantic?, 1979)
9. Night People – (Credo, 2011)
10. Human – (Crash, 1986)
11. Love Action (I Believe In Love) – (Dare!, 1981)
12. All I Ever Wanted – (Secrets, 2001)
13. (Keep Feeling) Fascination – (Fascination!; 1983)
14. Mirror Man – (Fascination!; 1983)
15. Don't You Want Me – (Dare!, 1981)

Zugaben
16. Being Boiled – (Travelogue, 1980, erstmals 1978)
17: Together In Electric Dreams – (Giorgio Moroder mit Philip Oakey, 1984)

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Mittwoch, 29. Juni 2011
Ab heute: Wiederaufnahme!
Ab heute wird der geregelte Mailbetrieb wieder aufgenommen. Rückkehr an den Arbeitsplatz nach dem ersten Monat Elternzeit. Zwei Wochen früh aus der Koje, früh in die Kiste und unruhig zerlöcherte Nächte im Süden Frankreichs - schließlich lässt sich das dort besser ertragen und umsetzen als zuhause... Zumal das Wetter super war, und sich der jüngste Neuzugang das Ganze hat gefallen lassen. Lief also sehr gut, alles in allem.

Kaum die erste Stunde im Büro, torpediert Nervanrufer No. 1 meine Nerven und sülzt mich 22 Minuten lang mit PR zu. Hm, lecker!

Beide Mailstaus à 258 und 283 Mails sind im ersten Schnelldurchlauf dezimiert und ansatzweise bearbeitet worden. Eure hoffentlich auch, haha...

Und ein zerdehnter Reggae-Revoluzzer-Ohrwurm durch die extrem heißen letzten Tage noch:

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Freitag, 3. Juni 2011
Sitzungspalaver
Was soll man davon halten, wenn die Leitung immer wieder sagt, hervorhebt, und keift:

Bitte verstehen Sie mich nicht falsch!

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Dienstag, 31. Mai 2011
Herman Düne: Tell Me Something I Don't Know
Neues aus Paris vom kauzigen Düne-Brother featuring Mad-Men-Beau Don Draper alias Jon Hamm und ein blaues Yeti-Kind...

Herman Dune "Tell Me Something I Don't Know" from Jon Hamm

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