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Montag, 14. November 2011
Lana Del Rey: Vom Höhenflug zur Bruchlandung ODER Das olimpische Motto
mysterox, 09:48h
Straucheln, bevor man oben ist, verringert die Fallhöhe. Im Fall von Lana Del Rey, der Gangsterbraut-Beauty mit Macken, dem retrostylishen Donnerhall aus dem Internet, der geschundenen Schönheit mit der düsteren Monsterballade, kurzum: dem Mädel, das schon zum Mega-Netz-Hype wurde, bevor es überhaupt auf der Bühne stand, im Fall dieser Sängerin mit gloriosen Zukunftsaussichten also, war die Erwartungshaltung groß: mysterox, mysterix und missix spielten miss nix, was soviel heißt wie: die drei wollten sich das Debüt der Dame nicht entgehen lassen – zumindest sich diese Nixe zu Gemüte führen, die neue Amy Winehouse, die Anti-Gaga, das nächste große Ding – die Frau aus dem Nichts, die gebürtige Lizzy Grant, die ansetzt zum riesengroßen Sprung. Lana Del Rey, Produkt einer gewaltigen Marketingmaschinerie?
Doch wie erging es einst dem Tiger? Genau, Bettvorleger.
Grammweise vom Teleprompter abgelesen die gesammelten Eindrücke des Konzerts im Gebäude 9 in Köln:
+ diese Ohrringe, fast so groß wie eine CD (ähnlich schön wie Sades Riesenkreolen)
+ die tolle Stimme
- ... die zwar Atmosphäre zaubert, sich allerdings zu sehr auf den Hall verlässt
+ gute Begleitband
- ...die aber nichts machen darf
- die einstudierten Gesten
- das puppenhafte Auftreten
Ich bin hin- und hergerissen und nur ein bissl hingerissen von ihrer Ausstrahlung. Habe ich angebissen? Nein. Zu schwach die Performance, dabei von der Dauer exakt in der erwarteten Marge zwischen halber und Dreiviertelstunde, so 37,5 Minuten, zu radiotauglich (zum Beispiel die Nummer Radio) und schwachbrüstig die Songs dazwischen (zwischen dem (netz)bekannten Blue Jeans und dem krönenden Abschluss Video Games), jene Songs also, die als klassische Filler präsdestiniert sind fürs erste Album. Bislang hat Lana Del Rey ja nur eine EP mit ein paar Songs draußen.
Apropos draußen: Nette Überrschung vor Konzertbeginn – Lana Del Rey steht ganz cool und nahbar am Seiteneingang des Gebäude 9, lässt sich mit Fans fotografieren und quatscht halbwegs entspannt mit ihnen. Doch über die Bühne stakst sie beinahe mit E.T.A. Hoffmannscher Olimpiahaftigkeit, ganz mechanische Puppe. Ein Hauch von Selbstschutz? Unsicherheit? Flucht in eingeübte Posen und Gesten aus dem Arsenal der Filmgeschichte?
Lana Del Rey, die Kunstfigur. (B. bringt es auf den Punkt.) Icks setzt noch einen drauf: Kunstfigur oder Mann? Zu große Hände, zu stämmige Beine, genau die Art von Gesten, wie sie Gegenderte lernen, die phasenweise tiefe Stimme. Lana, ein ganzer Kerl? Das wäre Lösung.
Der Hype landet auf dem Kölner Boden der Tatsachen: maßlose Enttäuschung. Sonst ist der Internet-Monsterhype an der Außenmauer des Gebäude 9 zerschellt und als harmlose Gremlinpuppe elendig verendet. Bestimmt fühlten sich viele Zuschauer gut bedient. Eine Zugabe gefordert hat niemand.
Zweifelsohne hat Lana Del Rey das Zeug zum Star, zur Prom- oder Drag-Queen. Vor allem das olimpische Motto zählt: Dabei sein ist alles. Für wen gilt das mehr?
P.S. Wieso fanden Intro und SPON den Auftritt nur so toll? Da lobe ich mir den Kölner Stadtanzeiger!
Und noch ein Nachtrag - wie passend Werbung doch sein kann...
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Freitag, 11. November 2011
11.11.11, 11.11 Uhr und 11 Sekunden
mysterox, 12:11h
Der Startschuss zum Sich-Danebenbenehmen! Zumindest für Jecken an allen Enden und Ecken... Die Kölner und Rheinländer feiern das jeckste Datum des Jahrhunderts, komtm ja auch nur alle hundert Jährchen vor. Für die Nicht-Jecken hier was zum Anecken und zum Abchecken:
Der Supergaul - der größte anzunehmende Gaul - dreht seine Runden!
Die Jungs & Mädels haben unentgeltich gearbeitet, und das ganze Video hat sage & schreibe achtundreißig-fuffzich (in Zahlen: 38,50 Euro) gekostet. Der Wahn bricht sich Bahn.
Der Supergaul - der größte anzunehmende Gaul - dreht seine Runden!
Die Jungs & Mädels haben unentgeltich gearbeitet, und das ganze Video hat sage & schreibe achtundreißig-fuffzich (in Zahlen: 38,50 Euro) gekostet. Der Wahn bricht sich Bahn.
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Donnerstag, 10. November 2011
Kryptische Mails
mysterox, 11:46h
Der Auszug aus Ägypten war damals schon nicht ohne (die Älteren unter uns werden sich erinnern). Heutzutage firmiert diese Branche unter dem Label Migration, und Auszüge beziehen sich mehr aufs Häusliche oder eben aufs Exzerpieren. Der hier allerdings, ein Auszug aus einer E-Mail, geht nicht auf mein Konto, ist aber dermaßen rätselhft, dass es eine Überlegung wert ist, ob sich damit nicht ein schöner Songtext kreieren ließe.
Die komplette Mail im Originaltext lautet folgendermaßen (sie enthält keine Anrede):
Das ist gut. Hier ist die Jchi und mit JLG Kai – er hat uns eingeladen.
Ich rufe dich morgen noch an und sage dir, was ich noch meine.
OK. Sorry – erst die Becher und dann Du!!
Darauf türmen sich hier die Fragen... Vor allem: Welche Becher? - Wer fehlt mal wieder? Der Kontext. – Bin gespannt auf den Anruf!
Die komplette Mail im Originaltext lautet folgendermaßen (sie enthält keine Anrede):
Das ist gut. Hier ist die Jchi und mit JLG Kai – er hat uns eingeladen.
Ich rufe dich morgen noch an und sage dir, was ich noch meine.
OK. Sorry – erst die Becher und dann Du!!
Darauf türmen sich hier die Fragen... Vor allem: Welche Becher? - Wer fehlt mal wieder? Der Kontext. – Bin gespannt auf den Anruf!
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Montag, 7. November 2011
Vienna Re-Calling
mysterox, 13:18h
10 Stunden Zugfahrt mit L&L und D. – da wird einem selbst nicht langweilig, da man quasi die Babes an Bord hat. Zwei Mal Umsteigen: in Karls Unruhe sowie in Nürns Berg, das birgt unglaubliches Spannungspotenzial, mehr als die meisten Tatorte, die je gesendet wurden, zusammengerechnet (hochlöbliche Ausnahme gestern: Borowski und der coole Hund).
Denn der IC von KA nach N kann einfach nicht schnell fahren, er ruckelt & zuckelt und er hält viel zu oft – und: ihm fehlt einfach das E. E wie Express. Satte 20 Minuten hat er so auf den Gleisen versemmelt und nicht wieder eingesammelt. Mit sperrigem Gepäck ist jeder Umstieg ein Umzug. Ein Wahnsinn, dass der auf die Minute pünktliche ICE 602 nach Wien noch auf uns wartet. Das haben wir nur den Mitreisenden zu verdanken, die nach Budapest weiter wollen und sonst nicht mehr am selben Tag vom Fleck kommen würden. Verkündet wird dies erst bei der Einfahrt in den Bahnhof, die Adrenalinausschüttung läuft auf Hochtouren.
Im schönen ICE der neusten Generation, in der nur das Übliche defekt ist (Toiletten und Türen, wie damals bei der Einführung des ICE 1991), lässt es sich mit Weizen in der Hand im rot-kunstledern gepolsterten Speisewagen bestens aushalten: urgemütlich rauschen die Landschaften an einem vorbei. Passing Plattling. Passing Passau. Exit Germania. Felix Austria.
Kurzum: die Zeit verging wie im Zuge.
Dort wurden (bitte nicht beirren lassen vom Verhältnis Bild-Text):
a) Freunde belästigt, indem wir uns tagelang dort einquartierten (Riesenvilla, sehr chic übrigens)
b) die Klassiker des Sightseeing & der Wiener Küche erprobt: Secession mit Klimts Beethoven-Fries, Albertina, Hundertwasserhaus & Kunstmuseum plus zwei Mal zeitgenössische Kunst auf der einen, Wiener Schnitzel, Erdäpfel, Frittatensuppe auf der anderen Seite. Nicht zuvergessen Fisolen und Paradeiser.
c) Momente des Unwohlfühlens konstatiert wie sie zuweilen in elterlichen Behausungen auftreten
d) Halloween in Hello Wien! umgemodelt feat. Nachbarn aus dem 13. Bezirk inkl. Feuerschale, Kürbissuppe, Zucchiniquiche, Ottakringer Helles und Roter in Zimmertemperatur und als Glühvariante – und viel Last-Minute-Vorbereitung
e) Elektro-Overkill statuiert: Eipotz alias iPods, Tatsch alias Touch, Schwarzbeere alias Blackoutberry, Eierföhn alias iPhone, Eipätt alias iPad, Eimeck alias iMac, TV-Skulptur von Bang & Olufsen, auf Fehlalarme spezialisierte Fehlalarmanlage mit gellendem Piepton und Polizei-Ruf-Automatik und – zum dröhnenden Abschluss – der Saugroboter. No kidding, kiddies!
f) Kinder- & Familienfreundlichkeit attestiert: in Aufzügen haben Kinderwagen Vorrang, an so gut wie jeder Straßenbahn- oder Bustür gibt es einen speziellen Kinderwagen-Parkplatz mit Befestigungsgurt – und die sprichwörtliche wienerische Höflichkeit tut ihr Übriges.
g) der Naschmarkt ausgiebig getestet: ein Muss an Genuss! Den Wettbewerb als pfiffigste Frucht konnte übrigens die Pitahaya für sich entscheiden.
Denn der IC von KA nach N kann einfach nicht schnell fahren, er ruckelt & zuckelt und er hält viel zu oft – und: ihm fehlt einfach das E. E wie Express. Satte 20 Minuten hat er so auf den Gleisen versemmelt und nicht wieder eingesammelt. Mit sperrigem Gepäck ist jeder Umstieg ein Umzug. Ein Wahnsinn, dass der auf die Minute pünktliche ICE 602 nach Wien noch auf uns wartet. Das haben wir nur den Mitreisenden zu verdanken, die nach Budapest weiter wollen und sonst nicht mehr am selben Tag vom Fleck kommen würden. Verkündet wird dies erst bei der Einfahrt in den Bahnhof, die Adrenalinausschüttung läuft auf Hochtouren.
Im schönen ICE der neusten Generation, in der nur das Übliche defekt ist (Toiletten und Türen, wie damals bei der Einführung des ICE 1991), lässt es sich mit Weizen in der Hand im rot-kunstledern gepolsterten Speisewagen bestens aushalten: urgemütlich rauschen die Landschaften an einem vorbei. Passing Plattling. Passing Passau. Exit Germania. Felix Austria.
Kurzum: die Zeit verging wie im Zuge.
Dort wurden (bitte nicht beirren lassen vom Verhältnis Bild-Text):
a) Freunde belästigt, indem wir uns tagelang dort einquartierten (Riesenvilla, sehr chic übrigens)
b) die Klassiker des Sightseeing & der Wiener Küche erprobt: Secession mit Klimts Beethoven-Fries, Albertina, Hundertwasserhaus & Kunstmuseum plus zwei Mal zeitgenössische Kunst auf der einen, Wiener Schnitzel, Erdäpfel, Frittatensuppe auf der anderen Seite. Nicht zuvergessen Fisolen und Paradeiser.
c) Momente des Unwohlfühlens konstatiert wie sie zuweilen in elterlichen Behausungen auftreten
d) Halloween in Hello Wien! umgemodelt feat. Nachbarn aus dem 13. Bezirk inkl. Feuerschale, Kürbissuppe, Zucchiniquiche, Ottakringer Helles und Roter in Zimmertemperatur und als Glühvariante – und viel Last-Minute-Vorbereitung
e) Elektro-Overkill statuiert: Eipotz alias iPods, Tatsch alias Touch, Schwarzbeere alias Blackoutberry, Eierföhn alias iPhone, Eipätt alias iPad, Eimeck alias iMac, TV-Skulptur von Bang & Olufsen, auf Fehlalarme spezialisierte Fehlalarmanlage mit gellendem Piepton und Polizei-Ruf-Automatik und – zum dröhnenden Abschluss – der Saugroboter. No kidding, kiddies!
f) Kinder- & Familienfreundlichkeit attestiert: in Aufzügen haben Kinderwagen Vorrang, an so gut wie jeder Straßenbahn- oder Bustür gibt es einen speziellen Kinderwagen-Parkplatz mit Befestigungsgurt – und die sprichwörtliche wienerische Höflichkeit tut ihr Übriges.
g) der Naschmarkt ausgiebig getestet: ein Muss an Genuss! Den Wettbewerb als pfiffigste Frucht konnte übrigens die Pitahaya für sich entscheiden.
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Freitag, 4. November 2011
Schluss mit Meckern!
mysterox, 12:24h
Die PeterLicht-Gestalt der deutschsprachigen Popszene hat wieder Licht und Scheffel effektvoll arrangiert und Neuestes live dargeboten (das war vor vier Wochen im Theater: grandios) und nun auch auf CD und in Bewegtbildern herausgebracht.
Tenor:
„Du, du, du, du und dein Leben
Ihr beide müsst
Dein Leben ändern
Wenn ich nur wüsste, welches Leben ich ändern müsste
Und welches besser nicht."
Tenor:
„Du, du, du, du und dein Leben
Ihr beide müsst
Dein Leben ändern
Wenn ich nur wüsste, welches Leben ich ändern müsste
Und welches besser nicht."
PeterLicht - Das Ende der Beschwerde from Motor Entertainment on Vimeo.
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Donnerstag, 27. Oktober 2011
Bis ins Kleinste großartig: Erdmöbel im Jazzhaus
mysterox, 12:49h
Wenn Monsieur X. ruft und mit Eintrittskarten wedelt, kann die Antwort nur JA! lauten. Gut, den Terminkalender im Geiste darf man blitzschnell konsultieren. Aber beim JA! bleibe es.
Mehrfach musste ich die Frage beantworten: „Auf welches Konzert gehst du?“ – Meine Antwort: „Erdmöbel.“ Die darauffolgenden Reaktionen variierten vom knackig-kurzen Unverständnis „Hä?“ über den gemeinplatzenden Kommentar „Kenn' ich nich'“ bis hin zum vermessenen „Das klingt ja nach schräger Indiemucke...“. Gemeinsamer Nenner allen Antwortens: die blanke Unkenntnis. Bei mir ist das Münsteraner Herrengedeck auch erst seit der 2005er-Scheibe Für die nicht wissen wie in der Musiksammlung vertreten.
Aus irgendeinem Grunde müssen die Herren Erdmöbel das allgemeine Radar unterlaufen haben – nach 15 Jahren gemeinsamen Musizierens und neun Alben an Output hält sich ihr Ruf in erstaunlich engen Grenzen. Die Kritik jubelt regelmäßig beim Erscheinen einer neuen Erdmöbel-Platte, das Publikum bekommt davon nichts mit.
So auch diesmal: Punkt 20 Uhr gähnende Leere im leicht erneuerten Jazzhaus. Nach einer Weile ertönt eine Weise: Friedemann Weise fasst sich ein Herz, das spärliche Publikum bei der Hand und läutert sie mit seinem Satiropop. Keiner braucht deutsche Songwriter!, meint er lakonisch, laut, schlagfertig und ungeheuer wortgewandt.
Lassen wir den Mann an der Gitarre selbst zu Wort kommen: „Mein Produzent Ekimas hat beim Mischen gesagt: Das Gute an deinen Songs ist, dass man sie auch scheiße finden kann! Und das stimmt. Die Lieder von den anderen sind immer mindestens okay.“
Eines seiner unzähligen Bonmots: „Es macht Spaß, vor Menschen zu spielen. Ich war gestern in Regensburg.“ Und Erdmöbel-Texter, -Sänger und -Gitarrist Markus Berges befand über unser Städtchen: „Schön ist, dass hier Fußgänger noch Angst haben müssen vor Fahrradfahrern.“
Erdmöbel dann machten volle zwei Stunden lang einfach tolle Musik. Bestechende Texte aus der Feder von Markus Berges, hervorragendes Timing, ein souveräner, lässig entspannter, zerstrubbelt grinsender Ekimas alias Ekki Maas am Bass, ein Schlagwerker mit der Präzision eines Uhrmachers und dem Outfit eines Buchhalters, der seinen linken Drumstick häufig nur auf den Rand der Trommel klacken ließ, dem Schlaks Henning Beckmann an der Posaune und Wolfgang Proppe freudestrahlend am Klavier.
Umjubelt. Auch ohne Fans. Ohne Durchbruch. Zumindest mit wenig Fans. Trotz alledem war den Herren an diesem Abend im Jazzhaus durchschlagender Erfolg beschieden.
Es gäbe noch so viel mehr zu erzählen. Die herrlich altmodischen Anzüge. Die schrägen Brillen. Die Phrasierung, die intelligenten, ungebärdigen Texte, mit denen Markus Berges live seine Zuhörer umschmeichelt wie beim Liebeswerben – viel intensiver noch und angenehmer als auf Platte. Die vielen intensiven Momente, die beschwörenden kleinen, sich wiederholenden Passagen. Die ruhige und souveräne Art, die Retrospektive elegant unters Volk zu bringen.
Die Summe all dieser großartigen Alles-andere-als-Kleinigkeiten: Erfüllung.
All photos powered by icks. Infinite Thanks!
Mehrfach musste ich die Frage beantworten: „Auf welches Konzert gehst du?“ – Meine Antwort: „Erdmöbel.“ Die darauffolgenden Reaktionen variierten vom knackig-kurzen Unverständnis „Hä?“ über den gemeinplatzenden Kommentar „Kenn' ich nich'“ bis hin zum vermessenen „Das klingt ja nach schräger Indiemucke...“. Gemeinsamer Nenner allen Antwortens: die blanke Unkenntnis. Bei mir ist das Münsteraner Herrengedeck auch erst seit der 2005er-Scheibe Für die nicht wissen wie in der Musiksammlung vertreten.
Aus irgendeinem Grunde müssen die Herren Erdmöbel das allgemeine Radar unterlaufen haben – nach 15 Jahren gemeinsamen Musizierens und neun Alben an Output hält sich ihr Ruf in erstaunlich engen Grenzen. Die Kritik jubelt regelmäßig beim Erscheinen einer neuen Erdmöbel-Platte, das Publikum bekommt davon nichts mit.
So auch diesmal: Punkt 20 Uhr gähnende Leere im leicht erneuerten Jazzhaus. Nach einer Weile ertönt eine Weise: Friedemann Weise fasst sich ein Herz, das spärliche Publikum bei der Hand und läutert sie mit seinem Satiropop. Keiner braucht deutsche Songwriter!, meint er lakonisch, laut, schlagfertig und ungeheuer wortgewandt.
Lassen wir den Mann an der Gitarre selbst zu Wort kommen: „Mein Produzent Ekimas hat beim Mischen gesagt: Das Gute an deinen Songs ist, dass man sie auch scheiße finden kann! Und das stimmt. Die Lieder von den anderen sind immer mindestens okay.“
Eines seiner unzähligen Bonmots: „Es macht Spaß, vor Menschen zu spielen. Ich war gestern in Regensburg.“ Und Erdmöbel-Texter, -Sänger und -Gitarrist Markus Berges befand über unser Städtchen: „Schön ist, dass hier Fußgänger noch Angst haben müssen vor Fahrradfahrern.“
Erdmöbel dann machten volle zwei Stunden lang einfach tolle Musik. Bestechende Texte aus der Feder von Markus Berges, hervorragendes Timing, ein souveräner, lässig entspannter, zerstrubbelt grinsender Ekimas alias Ekki Maas am Bass, ein Schlagwerker mit der Präzision eines Uhrmachers und dem Outfit eines Buchhalters, der seinen linken Drumstick häufig nur auf den Rand der Trommel klacken ließ, dem Schlaks Henning Beckmann an der Posaune und Wolfgang Proppe freudestrahlend am Klavier.
Umjubelt. Auch ohne Fans. Ohne Durchbruch. Zumindest mit wenig Fans. Trotz alledem war den Herren an diesem Abend im Jazzhaus durchschlagender Erfolg beschieden.
Es gäbe noch so viel mehr zu erzählen. Die herrlich altmodischen Anzüge. Die schrägen Brillen. Die Phrasierung, die intelligenten, ungebärdigen Texte, mit denen Markus Berges live seine Zuhörer umschmeichelt wie beim Liebeswerben – viel intensiver noch und angenehmer als auf Platte. Die vielen intensiven Momente, die beschwörenden kleinen, sich wiederholenden Passagen. Die ruhige und souveräne Art, die Retrospektive elegant unters Volk zu bringen.
Die Summe all dieser großartigen Alles-andere-als-Kleinigkeiten: Erfüllung.
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Mittwoch, 26. Oktober 2011
Nirvana-Covers II: Riecht wie Teen Spirit
mysterox, 10:33h
Leute, zieht euch das mal rein, wie die alten Herren von Erdmöbel, die vierfach personifizierte Antithese zum Hipstertum, diesen Song entschleunigen und abschleifen, bis er fast schunkelt.
Bei der Internet-Amazone könnt ihr reinhören. Oder auf der Band-Website.
Heute Abend live im Jazzhaus. Mit Monsieur X.
Bei der Internet-Amazone könnt ihr reinhören. Oder auf der Band-Website.
Heute Abend live im Jazzhaus. Mit Monsieur X.
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Dienstag, 25. Oktober 2011
Rockin' rockt am Telefon
mysterox, 17:11h
„Ja, gut, ich mach' Ihnen noch den Cowboy mit dem Lasso!“
(Chefredakteur zur PR-Frau am Telefon)
(Chefredakteur zur PR-Frau am Telefon)
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Montag, 24. Oktober 2011
Frage an Helmut Schmidt
mysterox, 10:37h
Jauch fragte den Altkanzler und Vorzeige- und Ausnahmeraucher Helmut Schmidt gestern in seiner Talk-Sendung 'Günther Jauch', wie man sich denn die gesitige Vitalität bis ins hohe Alter - Schmidt wird bald 93 - bewahre?
Man muss ständig gearbeitet haben, und vor allem braucht man viele Zigaretten!
Selbstverfreilich durfte Old Schmidtchen fröhlich eine nach der anderen quarzen, live auf Sendung. Herrlich.
Man muss ständig gearbeitet haben, und vor allem braucht man viele Zigaretten!
Selbstverfreilich durfte Old Schmidtchen fröhlich eine nach der anderen quarzen, live auf Sendung. Herrlich.
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Mittwoch, 19. Oktober 2011
Highlights aus der gestrigen Sitzung
mysterox, 13:16h
Die Schulleitung konnte sich durch ungewollte sprachliche Volten auszeichnen. Drei dieser Lapsus habe ich hier als Schnappschuss:
– „der Wehmutstropfen“ (ein harmloser Klassiker)
– „verhaltensoriginelle Achtklässler“ (als Umschreibung für komplettes Sich-daneben-Benehmen)
– „präventives Gewaltprojekt“ - mein Lieblingsversprecher des Abends! Also erstmal Gewalt anwenden, wer weiß, so rein präventiv eben. Damit sich keiner daneben benimmt oder auf dumme Gedanken kommt.
– „der Wehmutstropfen“ (ein harmloser Klassiker)
– „verhaltensoriginelle Achtklässler“ (als Umschreibung für komplettes Sich-daneben-Benehmen)
– „präventives Gewaltprojekt“ - mein Lieblingsversprecher des Abends! Also erstmal Gewalt anwenden, wer weiß, so rein präventiv eben. Damit sich keiner daneben benimmt oder auf dumme Gedanken kommt.
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