Dienstag, 28. Juli 2009
Frisch gekippt
Der Verwaltungsgerichtshof Mannheim (VGH) kippt einen! Oder vielmehr eines, und zwar das umstrittene Freiburger Alkoholverbot! Darauf erst mal einen Kurzen! Prost! Hier geht's zum Urteil.

Die entsprechenden Vorschriften (kommt von: jemandem etwas vorschreiben) der Polizeiverordnung sind demnach rechtswidrig. Die Formulierung ist den Richtern zufolge zu pauschal. Vielleicht so pauschal wie Saufen gegen Pauschale (Flatrate-Party, siehe Annette Schavan: Schulfach Saufen).

Ein Lob und dreifach Prost auf den Jurastudenten John Philipp Thurn! Seine Klage war erfolgreich!

Einziger Wermutstropfen in der bislang verbotenen Flasche: Jetzt wird es wieder brutal und gewalttätig, jetzt wird sich keiner mehr in die Innenstadt trauen, jetzt wird jeder nach Einbruch der Dunkelheit verprügelt usw.etc. Sagt bestimmt bald die Polizeistatistik. Aber die ist ja, so das Gericht, nicht differenziert genug.

Ein Jahr lang - seit Sommer 2008 - war es in der Freiburger Innenstadt verboten, von Freitag bis Montag Alkohol im Freien zu konsumieren. Als wäre das nicht schon der Vorschriften genug, galt zudem seit Anfang 2008 ein Aufenthalts- und Alkoholverbot an einer Reihe von öffentlichen Plätzen. Also kein Radler am Mittag für brave Familienväter oder -mütter am See! Zuviel Gefahr geht von ihnen aus!

Wohl bekomm's!

Sollte man das nicht gebührend feiern mit einem Fläschle-Mob - einem Massengelage in der Freiburger Innenstadt?

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Donnerstag, 23. Juli 2009
Amazon-Empfehlungen
Schon lustig, was passiert, wenn man seine Suchanfrage blind ins falsche Fenster bzw. ins falsche Tab oder in die falsche Zeile hämmert...

Amazon-Empfehlung_

Ob Amazon damit Erfahrung hat? Oder wie kommen die darauf?">

Fantastisch auch diese Kennzeichnung: ein Preis-Hit! Eine französische CD, gebraucht, für nur 50 Euronen! Ein echtes Schnäppchen - laut Amazon. Mir bleibt der Mund -

Amazon Preis-Hit

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Freitag, 17. Juli 2009
Schavan setzt neue Bildungsstandards
Noch-Bundesbildungsministerin Annette Schavan hat die Stundenpläne an Gymnasien im Eilverfahren entschlackt und entrümpelt. Im Zuge der Umstellung auf G8 - das zwölfjährige Abitur - war in den letzten Monaten massive Kritik von Schülern, Eltern, Lehrern und Bildungsexperten laut geworden.

Schulfach Saufen

"Wir wollen den Stundenplan und die Inhalte auf das Wesentliche reduzieren", sagte die Ministerin. "Ich glaube, das ist uns mit unserer Turbo-Reform gelungen." Zukunftsfähigkeit sei der zentrale Begriff ihrer Bildungspolitik, fügte sie hinzu. "Der jetzigen Generation soll es einmal besser gehen als der vorigen. Ich bin überzeugt, dass wir hiermit den Grundstein dafür gelegt haben."

Zusammen mit rund 15.000 Schülern stieß sie am Vormittag auf einer so genannten Flatrate-Party am Brandenburger Tor auf den Erfolg ihrer jüngsten Reform an. Die Feier stand unter dem Motto Wissensdurst. Ob auch das neue Fach Komasaufen eingeführt werde, ließ die Ministerin offen. "Hier befinden wir uns noch in der Prüf- und Experimentierphase", sagte die Bundesministerin für Bildung und Forschung.

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Donnerstag, 16. Juli 2009
Kratzer
Schlimme Dinge wie zum Beispiel das Phänomen Schwerkraft, der Achterbahn-Sommer mit Schwül-Kühl-Rhythmus oder stechender Weltschmerz oder pastorale Litaneien oder das Ausbleiben solcher - kurzum: irgendetwas hat dazu geführt, dass mein Bild von der Welt erste Kratzer bekommen hat.

Die finden sich jetzt auf meiner Brille, wie ich mittlerweile bemerkt habe.

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Mittwoch, 15. Juli 2009
Salbungsvolle Worte aus dem Mund eines Kirchenmanns
"Wenn man fotografiert wird, ist man mit der halben Seele ein anderer Mensch."

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Dienstag, 14. Juli 2009
Sofortasche
Jetzt neu: die Sofor-Tasche! Auch geeignet für Kfor-Einsätze!

Sofortasche

Oder, nein, halt! Hier gibt es das gute, alte Geld noch bar auf die Kralle, wenn man Alt-Textil einreicht - und nicht per Überweisung, Geldkarte, Guthaben oder Micropayment...

Sofortasche_

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Freitag, 10. Juli 2009
Toni Mahoni: Sanfter Terrorismus und senile Späße
Toni Mahoni

Der Hauptpreis des ZMF für die vertrackteste, lichtjahreweit ausholende Ansage geht an – den Vorzeigeblogger Toni Mahoni! Der Alltagsphilosoph wirbt für sanften Terrorismus, bunte Knallerdrogen und senile Späße. Und das mit einer gut aufgelegten Band.

Kurz vor zehn im Spiegelzelt, das letzte Lied läuft: Allet is eins. Mitten im Song bricht der Sänger ab und brüstet sich: „So, jetzt kommt die Strophe für zehn Euro! Die ist so gut, die könnt ihr euch gleich notieren. Die allein ist das Eintrittsgeld schon Wert!“

Von der Blogosphäre ins Zeltland: In hellgrauem Kapuzenpulli, Jeans und Turnschuhen setzt sich Toni Mahoni an den Tisch, auf dem Kopf einen beigen Hut. Security ist sein Thema, offensichtlich inspiriert von den freundlichen Ordnern auf dem ZMF-Gelände. „Hier habt ihr jetzt Sicherheit. Ungefähr für fünf Stunden. Hier kommt keiner rein. Und keiner raus“, droht er witzelnd. Noch eine kurze Warnung an Thrombosegefährdete, und schon kann’s losgehen.

Kaum kündigt er den ersten Song Sonne an, prasselt, auf die Sekunde genau getimet, der Regen aufs Zeltdach. Ja, ZMF, den wirst du einfach nicht los! Piano, Gitarre und Kontrabass bereiten einen erstklassigen Klangteppich für Mahonis verrucht-verrauchten Tieftöner: die Stimme des berlinernden Tom Waits, wie mal jemand schrieb. Und ich jetzt wieder.

ZMF-Regen ausm Spiegelzelt

Vom Horrorszenario rein vegetarischer Beziehungen – grüne Kinder – und der essenstechnisch begründeten Fortpflanzungssperre pinselt die Berliner Schnauze zaghafte Annäherungsversuche zwischen Fleischkonsumenten und (O-Ton Toni) „Vegetarieninnen“: Du ’ne Gurke, isch ’ne Wurst. Und dann ins Bett! Vom Lied Fleisch (und der Fleischeslust) spannt er gekonnt und erzählerisch virtuos den Bogen zum Bulettenklatschen. Eh, watt das is, Alta? Et jibt watt uffe Fresse! Berliner vermöbeln.

Die Ansagen sind weitaus länger als die meist leicht bluesigen Songs. Der Goldene Pedro der verbalen Serpentinen oder irgendeine aus Büttenpapier selbstgehäkelte Trophäe gebührt dem Mann für eine sensationell weit ausholende Hammeransage - doch vorher noch ein wichtiger Hinweis: Wenn die Kacke mal so richtig am Dampfen ist, dann folge dem Dampf! Fang dort ein neues Leben an! – von ausgebüxten Kanarienvögeln über ein Haus aus Meerschweinchenhaar zur Omma des Bassisten, die ihn versehentlich über die Brücke in die Spree befördert, wo er glücklicherweise auf einem just vorbeizuckelnden Dampfschiff landet (da isser wieda, wa), zum Binnenschiffer ausgebildet und schließlich eins wird: Kaptitän! Geschickt die Haarnadelkurve gekriegt zum Titel der stimmungsvollen Pianoballade.

Mahoni entpuppt sich live als eigenwilliger Geschichtenerzähler mit Schmeichelstimme, angenehmem Zungenschlag und einem leichten Helge-Schneider-Touch. Irgendwo skurril und naiv, und dann reitet er auch noch auf seinen Bandmitgliedern herum wie weiland Helge auf Peter: genüsslich und liebevoll in die Pfanne gehauen und vor Publikum zerpflückt.

Toni Mahoni 2

Anarchisch, warmherzig und selbstironisch philosophiert Mahoni über Freundschaft, Beziehung, senile Späße (Computerbrille) und sanften Terrorismus (im Shopping-Center immer nach der Kundetoilette fragen) sowie den Alltag und seine essentiellen Essenzen wie Zigaretten, Mädchenbier oder Sportlermolle oder Fluffenpiwo (gemeint ist Radler) und die bunte Knallerdroge: Kaffee. Ein Hauch von Jarmusch liegt im Kaffeeduft. (Folge dem Dampf!)

Sitzende Ovationen des überschaubaren, aber sichtlich begeisterten Publikums.

Ach so, die Strophe endet so:„Wenn deine Uhr abläuft, dann haste Zeit.“ Und jetzt her mit den zehn Euro!

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Donnerstag, 9. Juli 2009
Kaas oder Käs'? - Patricia Kaas im Zirkuszelt
3000 Zuschauer sitzen artig auf ihren Stühlen - Ticketpreis- und Altersdurchschnitt konvergieren bei 55, hier ist ganz klar die Ü40-Fraktion am Drücker - und spenden auf gesittete Weise frenetischen Beifall. Wie das geht? Naja, es geht irgendwie.

Kaas1

La Kaas:
K = kühl, kalkuliert, knappe Kleidung

A = adrett, apart, artig

A = akribisch durchgeplanter, komplett durchchoreographierter Ablauf

S = soll sexy & sinnlich sein... - super Stimme! (immerhin)

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Kühl inszenierte Begierde
Mich hätte es nicht gewundert, wenn ich auf einmal an der Bühnendecke Fäden entdeckt hätte. Die Kaas bewegt sich puppenhaft, robotergleich, schemenartig und beherrscht fast nur Gesten & Posen - allesamt abgeschmackt & abgehalftert, tausendfach gesehen, seit den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts.

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Die Outfits sollen mit der Laszivität spielen, die Sinnlichkeit unterstreichen, denn kein Gramm Fett (und auch Sonstiges) findet sich an der Chanteuse, ihr Arsch wackelt frohgemut auch mit 42 noch forsch über die Bretter, die keine Welt bedeuten:

Leere. Angst. Und der Wunsch: Wenn sie doch nur mal loslassen könnte...! Sie hätte so viel Potenzial, sie kann wahnsinnig gut singen, jeder Ton sitzt. Aber auch jede noch so banale Geste, noch so ausgelutschte Pose, noch so vergnügungswillige Zuschauer.

So ist sie die unterkühlte Madonna aus Lothringen, die sich krampfhaft an ihrem Showkonzept mit Clowns, Luftballons, Tänzerin und Videoleinwand festhalten muss.

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Keine menschliche Regung, kein spontaner Moment - oder doch: ein klitzekleiner Augenblick, einmal stolpert Madame (oder Mademoiselle?) in ihren "30 Zentimeter hohen" (BZ-Stilexpertinnen-Schätzung) High Heels.

Der Gipfel der Peinlichkeit ist eine Selbstfeier ohnegleichen: Im Hintergrund lässt Patricia Kaas ihre Karriere (20 Jahre) über die Leinwand flimmernd Revue passieren: 1989 - Paris - 1993 - St. Petersburg - 1995 - Seoul - 2000 - Hamburg - 2004 - Riga - 2005 - Shanghai - es will schier kein Ende nehmen - und jetzt hier... Non, merci! Non merci! hämmert eine Stimme in meinem Schädel.


Barfuss in die Bonusrunde
Im Zugabenblock entledigt sich die Sängerin dann zumindest ihrer flüssigen Bewegungen hinderlichen Schuhe. Barfuss in die Bonusrunde - da kommen auf einmal Tanzbewegungen ins Spiel, alles wird etwas geschmeidiger, da ist die Anspannung bei ihr ein wenig abgeflaut.

Und die Zuschauer? Sie johlen begeistert, jetzt hält es kaum noch einen auf den Sitzen. Ich gebe zu bedenken: Auch 3000 Menschen können irren.

P.S. Ach ja, ein Nachtrag noch. Als wir, das neue Dream-Team Boy & Girl, hinausgehen, steht schon Rundfunkreproter No grab da, das Mikro am Anschlag, die Gemeinde zur Kollekte von O-Tönen auffordernd. Bevor ich eine Antwort spend(ier)e, hole ich zur Gegenfrage aus...und sammle meine Antwort ein. Ich glaube, das hat er gar nicht mitgekriegt ;-)

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Mittwoch, 8. Juli 2009
Moby Lynch
Ist Moby nur missverstanden worden als Mainstream-Hitlieferant? Von seinem Album Play (2001), das ich damals auch gekauft, aber gleich familienintern weitergereicht habe, konnte Moby über zehn Millionen Exemplare absetzen.

Nun wagt er einen Neuanfang mit einer herrlich lethargischen Nummer, die übrigens umsonst zu haben ist - und mit dem Altmeister David Lynch höchstpersönlich hinter der Kamera!

No longer a club kid or vegan rock messiah, he is simply making the music he wants to hear.

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Dienstag, 7. Juli 2009
Kindliche Lieblingsversprecher (4)
So langsam gehen die kindlichen Versprecher in Zen-ähnliche oder gar Bin-Zen-Format erreichende Dimensionen über: Weisheiten eines Naseweis.

Das Kind am Montagabend beim Pizzabacken:

In Fertigpizzen sind Kunststoffe drin. Die sagen immer Kunststoffe, weil das Kunst sein soll.

Großartig, oder?

Ergänzend sei eine nachbarschaftliche Beobachtung aufgetischt: Wir backen Pizza, die Italiener nebenan Maultaschen. Verkehrte Welt.

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