Donnerstag, 12. Juli 2007
Auf der Couch
KZH - der Arzt meinte: "viel trinken, viel schlafen". Ersteres kein Problem (Durst ist da), letzteres schon. Denn um halb sechs stehe ich senkrecht im Bett - weil der Wecker von Dauerlebenspartner/in, dauernde[r] Lebensabschnittgefährte/in, kurz D., klingelt, was das Zeug hält.

Am Vorabend: Schroeders blaue Couch, Sonderausgabe zum Uni-Jubiläum - leider auch zugleich zum letzten Mal. Souverän, in der Manier eines Raab oder Schmidt (hier muss gesagt werden: Pocher ist der letzte Dreck dagegen), leitet Florian Schroeder seine Campus-Talkshow. (Das "Format" konnte er gemütlich, über vier Jahre hinweg, entwickeln und so zum "richtigen Showmaster" reifen.) Sehr gelungene Einspielfilmchen vom Uni-Festakt am letzten Samstag bringen jedes Zwerchfell im Saal zum Vibrieren. Lauter Lokalgrößen und Politiker nimmt er auf die Schippe - Annette Schavan, Günther Oettinger, Dieter Salomon ("die grüne Salmonelle"), Gernot Erler, Europapark-Chef Reinhold Mack, ja selbst den oberdröge wirkenden Uni-Direktor (?) Matthias Brandis.

Schroeder ist ein absoluter Schnellsprecher, wahnsinnig schlagfertig und wenn einer wie er überhaupt je auch nur ansatzweise in Verlegenheit kommt, dann heißt das: 1, 2 Sekunden überlegen und schon schießt eine süffisante Antwort aus ihm heraus. So zum Beispiel, als Lilo Wanders ihn fragt: "Bist du denn verliebt?" - "Das kommt drauf an. Das wechselt stark." Doch der Reihe nach.

Erst war TV-Urgestein Frank Elstner zu Gast, die "Alte Schule" des deutschen Fernsehens. Frank Elstner - ich glaube, jeder, der ihn früher "Wetten dass..." hat moderieren sehen, kennt seine Stimme unter Tausenden. Auch in 50 Jahren noch. Dieses sanfte, zurückhaltende Timbre, die klare Artikulation, diese jahrzehntelange Bildschirmpräsenz schaffen eine Vertrautheit, eine Art Wohnzimmer-Atmosphäre.

Elstner plaudert über dies & das, seinen Künstlernamen ("Meine Frau ruft mich 'Timmy'!"), seine Jahre als Radiomoderator in Luxemburg, seinen Umzug nach Baden-Baden und die Legende, wie "Wetten dass..." entstanden ist: und zwar in einer schlaflosen Nacht, bis am nächsten Morgen das Konzept im "Rohbau" stand.

Ganz Anders Lilo W-Anders. Eine Sex-Plaudertasche, die stets den kürzesten Weg zum Genitalbereich einschlägt, und ins Melancholische abdriftet, wenn es um das Ende ihrer Show "Wahre Liebe" geht (wurde 2004 nach 10 Jahren eingestellt). Nun muss Old Lilo wieder über die Bühnen der Republik tingeln - und Witzchen bringen wie: "Wenn mit Gewalt Schmetterlinge im Bauch fühlen willst, musst du dir Raupen in den Popo stecken."

Immerhin bringt Moderator Florian Schroeder es fertig, mit ihr über Literatur zu reden. Romane - und nicht Beziehungsratgeber oder sowas...

Genial unterstützt wird Schroeder von der Band Schulze Meier Lehmann. Die drei Jungs können eigentlich alles, hat man den Eindruck: Pop mit gewitzten Texten, "deutschen Reggae" ("Bring dich um"), Hardrock, dann übergehend in 70ies-Dancefloor ("Tanzflur") - klasse! Unbedingt ansehen!

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Das Ganze, also der Besuch der Talkshow - in der 1. Reihe, Mitte! -, war ein Vorab-Überraschungs-Geburtstagsgeschenk für einen Freund oder Kumpel, nennen wir ihn Herrn K.

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