Donnerstag, 13. Februar 2014
Das Alien in mir: Alin Coen & Nufa im Jazzhaus
mysterox, 15:03h
Schon als ich das Plakat zum ersten Mal sehe, werde ich stutzig: Nufa und Alin Coen? Schwäbische Aliens und schwermütige Alins? Die Jungs, die den Hasenbau fast in Schutt und Asche gespielt haben als Vorband der herzerwärmenden Alin Coen Band mit ihrem Akustikpop? Wie soll das um Himmels willen zusammenpassen?
Nufa, verträumt, 2014
Zusammengezählt zehn Jahre ist es her, dass ich Nufa (vor sechs Jahren, Ende 2007) und Alin Coen (vor vier Jahren, Anfang 2010) zuletzt gesehen habe. Erster Soll-Ist-Vergleich mit Augen und Ohren liefert den Output: „kaum wiederzuerkennen“. Das gilt in erster Linie für die ehemals Ulmer, mittlerweile Leipziger Band Nufa, die sich von ihrem irren Kraupop-Potpourri inklusive herrlich extravaganter Auftritte wegbewegt hat, hin zu reiner Instrumentalmusik von Gitarre, Bass, Keyboard, Schlagzeug. Die hat es in sich: griffige Melodien, komplex angelegt.
Am Kraut- und Post-Rock geschulte Musik, die vordergründig vor sich hinzuplätschern scheint, aber immer zum richtigen Zeitpunkt Haken und Ösen schlägt, die Zügel anzieht. Erstaunlich, dass die Vier ihren abwechslungsreichen Instrumentalsound in kurze 2-, 3-, 4-Minuten-Stücke gießen können und nicht episches Format benötigen. Früher waren sie für jeden Exzess zu haben, heute kommen sie ruhiger, gereifter daher. Der atmosphärisch dichte Klangteppich trägt heute Abend insofern nur bedingt, als das Geplapper im Saal die Musik recht hörbar übertönt.
Alle warten auf Alin. Ihre Alin.
Ihr Erscheinungsbild an dem Abend hat sich gewandelt – weg vom Bubikopf: hochgestecktes Haar, festliches Oberteil in Bordeauxrot, schulterfrei. Ihre vierköpfige Band hat sie im Schlepptau, zudem eine Backgroundsängerin an Bord. Die steht allerdings vorne auf der Bühne, direkt neben ihr, und die Musiker wirken wie auf einer äußeren Umlaufbahn um die beiden herum gruppiert.
Ich frage mich: Wer bist Du? So heißt der erste Song, der wie alle deutschen, meist älteren Songs Alin Coen und ihrer Band sehr gut zu Gesichte stehen. Reduzierter Akustik-Pop, schön, getragen von Stimme und Stimmung. Da wirkt Alin natürlich und authentisch, ganz bei sich. Die überwiegende Mehrzahl der Lieder trägt sie auf Englisch vor, fast alle jüngeren Datums, von der aktuellen Scheibe „We Are Not The Ones We Thought We Were“.
Über die Dauer einer CD oder eines Konzerts betrachtet, kommen diese Songs eher eintönig rüber, manche paradoxerweise auch eingängig, ohne wirklich hängenzubleiben. Mir persönlich sind diese Nummern zu sehr auf Eingängigkeit poliert im Sinne von gleichbleibend, überraschungs-, volten- und wendungsfrei.
Kaum eine Zeile zum Mitträllern, kaum ein Refrain, der aufhorchen lässt, kaum ein Break zum Mit-der-Zunge-Schnalzen. Für großen, mitreißenden Mainstream-Pop ist das Songwriting einfach zu spartanisch, zu schwach. Zu den kleinen Akustik-Perlen passt das Reduzierte hingegen perfekt.
Und die Texte? Naja. Ich geißelte sie schon vor ein paar Jahren als „manchmal an der Grenze zur Betroffenheitslyrik kratzend“. Alin, mit der ich beim Konzert damals sprach, hat mir dann ‘ne Mail geschickt und mir gesagt: Das gehe ja gar nicht, wenn so ein Etikett an ihr haften bliebe etc. Hab ich dann rausgelöscht.
Die Mail.
Insgesamt machen die sechs unheimlich wenig los auf der Bühne, entsprechend verhalten ist auch die Stimmung im gut gefüllten Jazzhaus, trotz großem Applaus. Während die Pärchen zur Musik eng umschlungen kuscheln und träumen, fragen sich die ohne weibliche Begleitung angetretenen Männer im Publikum: Wie steht's eigentlich im DFB-Pokal?
Nufa, verträumt, 2014
Zusammengezählt zehn Jahre ist es her, dass ich Nufa (vor sechs Jahren, Ende 2007) und Alin Coen (vor vier Jahren, Anfang 2010) zuletzt gesehen habe. Erster Soll-Ist-Vergleich mit Augen und Ohren liefert den Output: „kaum wiederzuerkennen“. Das gilt in erster Linie für die ehemals Ulmer, mittlerweile Leipziger Band Nufa, die sich von ihrem irren Kraupop-Potpourri inklusive herrlich extravaganter Auftritte wegbewegt hat, hin zu reiner Instrumentalmusik von Gitarre, Bass, Keyboard, Schlagzeug. Die hat es in sich: griffige Melodien, komplex angelegt.
Am Kraut- und Post-Rock geschulte Musik, die vordergründig vor sich hinzuplätschern scheint, aber immer zum richtigen Zeitpunkt Haken und Ösen schlägt, die Zügel anzieht. Erstaunlich, dass die Vier ihren abwechslungsreichen Instrumentalsound in kurze 2-, 3-, 4-Minuten-Stücke gießen können und nicht episches Format benötigen. Früher waren sie für jeden Exzess zu haben, heute kommen sie ruhiger, gereifter daher. Der atmosphärisch dichte Klangteppich trägt heute Abend insofern nur bedingt, als das Geplapper im Saal die Musik recht hörbar übertönt.
Alle warten auf Alin. Ihre Alin.
Ihr Erscheinungsbild an dem Abend hat sich gewandelt – weg vom Bubikopf: hochgestecktes Haar, festliches Oberteil in Bordeauxrot, schulterfrei. Ihre vierköpfige Band hat sie im Schlepptau, zudem eine Backgroundsängerin an Bord. Die steht allerdings vorne auf der Bühne, direkt neben ihr, und die Musiker wirken wie auf einer äußeren Umlaufbahn um die beiden herum gruppiert.
Ich frage mich: Wer bist Du? So heißt der erste Song, der wie alle deutschen, meist älteren Songs Alin Coen und ihrer Band sehr gut zu Gesichte stehen. Reduzierter Akustik-Pop, schön, getragen von Stimme und Stimmung. Da wirkt Alin natürlich und authentisch, ganz bei sich. Die überwiegende Mehrzahl der Lieder trägt sie auf Englisch vor, fast alle jüngeren Datums, von der aktuellen Scheibe „We Are Not The Ones We Thought We Were“.
Über die Dauer einer CD oder eines Konzerts betrachtet, kommen diese Songs eher eintönig rüber, manche paradoxerweise auch eingängig, ohne wirklich hängenzubleiben. Mir persönlich sind diese Nummern zu sehr auf Eingängigkeit poliert im Sinne von gleichbleibend, überraschungs-, volten- und wendungsfrei.
Kaum eine Zeile zum Mitträllern, kaum ein Refrain, der aufhorchen lässt, kaum ein Break zum Mit-der-Zunge-Schnalzen. Für großen, mitreißenden Mainstream-Pop ist das Songwriting einfach zu spartanisch, zu schwach. Zu den kleinen Akustik-Perlen passt das Reduzierte hingegen perfekt.
Und die Texte? Naja. Ich geißelte sie schon vor ein paar Jahren als „manchmal an der Grenze zur Betroffenheitslyrik kratzend“. Alin, mit der ich beim Konzert damals sprach, hat mir dann ‘ne Mail geschickt und mir gesagt: Das gehe ja gar nicht, wenn so ein Etikett an ihr haften bliebe etc. Hab ich dann rausgelöscht.
Die Mail.
Insgesamt machen die sechs unheimlich wenig los auf der Bühne, entsprechend verhalten ist auch die Stimmung im gut gefüllten Jazzhaus, trotz großem Applaus. Während die Pärchen zur Musik eng umschlungen kuscheln und träumen, fragen sich die ohne weibliche Begleitung angetretenen Männer im Publikum: Wie steht's eigentlich im DFB-Pokal?
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