Montag, 14. Mai 2012
Auffällig unauffällig: Niels Frevert im Jazzhaus
Endlich einmal macht Niels Frevert in unserem geliebten Breisgau-Metropölchen Station: Wann war er zuletzt da? Vor zig Jahren? Noch nie, meint misscaro, und sie wird es wissen; schließlich ist sie doch Frevert-Fan, nein: Niels-Fan der ersten Stunde. Und diese erste Stunde liegt bereits ein Weilchen zurück: je nach Betrachtung zwischen 15 (Solodebüt 1997) und gut 20 Jahren (seine Zeit mit den irgendwie legendären und genau so vergessenen Nationalgalerie). Stichworte: Evelin und Tütensuppe.

3 x 20
Konzertbeginn: 20 Uhr. Um 20 vor haben gerade mal 20 Unentwegte den Weg in den gemütlichen Gewölbekeller gefunden. Oh-oh... Doch die Befürchtungen eines Totalausfalls (des Publikums) bewahrheiten sich zum Glück nicht: Am Ende ist es eine ganz ordentliche Audienz. Zumal ja das DFB-Pokalfinale zwischen Dortmund und Bayern zeitgleich stattfindet.

Niels Frevert im Jazzhaus Freiburg

Frevert konzentriert sich auf das, was er kann: seine Musik. Ruhig, schön instrumentiert laufen seine gut geschriebenen und fantastisch getexteten Songs rein und runter, ab und an für eine lange Gänsehaut am ganzen Körper gut: Baukran. Uh! (Bis das Cello mal kurz daneben haut.)

Erst nach einer Weile wird er gesprächiger, mitteilsamer und phantasiert von Hermann van Veen im bestickten Bademantel mit einem Glas Rotwein in der Hand, fordert einen warmherzigen, genau richtig dosierten, sparsam-dezenten Las-Vegas-Applaus (automatische Song-Wiedererkennung inklusive) und schildert seinen Heimat-Stadtteil Niendorf in Hamburg als zweitlangweiligstes Viertel der Hansestadt.

Als es mich nach einer Schiffpause durch den drei Meter breiten Respekt-Graben zwischen Niels und der Zuhörerschar spült, lasse ich zwei Mal lautlos die Handykamera zuschlagen, fast aus der Hüfte geschossen, wie Frevert frotzelt. Sieh mich an!, singt er just eine Sekunde nach meinem schnellen Mini-Foto-Doppelschlag. Und spricht mich öffentlich an, kaum dass das Lied zu Ende ist.

Niels Frevert im Jazzhaus Freiburg

Sach maa, du hast doch eben'n Foto gemacht, oder? Das war so auffällig unauffällig, meint Niels. Kurzum, er greift das auf, und mit meinem knallpinkem Pulli kann ich auch nicht auf Tauchstation gehen – hätte ich aber eh nicht in Erwägung gezogen.

Gespielt hat er vor allem die Songs der neuen (vierten) und der vorhergehenden dritten Platte - fast allesamt großartig. Natürlich mit dabei die sprachlichen Delikatessen Ich würde dir helfen, eine Leiche zu verscharren, wenn's nicht meine ist und Du kannst mich an der Ecke rauslassen.

Sagte ich: Ecke? Als Zugabe servieren er und seine vier Begleiter an Bass, E-Piano/Keyboard, Schlagzeug und Cello noch drei Songs. Nur ein (zugäbliches, zusätzliches) Lied über Die Mutter aller Kreuzungen - spielt wie so vieles bei mir bei mir um die Ecke, so der sympathische Mittvierziger, und dies spielt er solo.

Niels Frevert im Jazzhaus Freiburg

Und dieses Lied, sagt er, bleibt immer irgendwie drin, im Programm. Ich weiß auch nicht, wie es das macht. Ich denk immer: Ach, mit all den neuen Liedern fällt es jetzt raus aus dem Programm, aber es bleibt drin wie – eine Hummel im Schlafzimmer. Dieses Lied, das schon älter ist und Eines flüchtigen Tages Treffen auf der Straße heißt.

Beim Autogrammschreiben versagt sein Stift kläglich und er krakelt unsäglich auf meinem frisch erworbenen Silberling herum. Sei's drum. Nett isser ja, der Niels.

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können wir den ochsen bitte wieder häufiger vor den wortmusikkarren spannen?

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..und den icksen gleich dazu? ;-) (grazie mille - und wo ein mille ist, da ist auch einweg - und kein pfand drauf)

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your gen, tritt i(h)n!

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