Freitag, 5. März 2010
Botanica im E-Werk
Hm, gerade habe ich mir die Mail einer jungen Eidgenössin nochmal durchgelesen, die sie mir letzte Woche nach dem Botanica-Konzert in der satisfactory geschickt hatte. Sie war nicht nur zufrieden, sondern be- und entgeistert zugleich.

Nur bin ich just in dieselbe Falle getappt wie sie, denn auch ich habe eine CD von Nikko Weidemann, dem Supportmann, erworben (aber noch nicht reingehört). Solo kommt er singer/songwritermäßig rüber. Die Schweiz sagt: Nee, das is' nix. Live toll, aber auf CD? Naja...

Ich fand ihn cool, er kann toll erzählen und hat vor 32 Jahren hier in Freiburg sein erstes Konzert gegeben - Kreise, die sich schließen. Ein Abend der Weltskurrilität - Nikko mit (Augen)Klappe, Kippe, Kappe. Man gestatte mir etwas Pathos: Der Typ war irgendwie wahrhaftig. Und hatte was von Niels Frevert und Gisbert zu Knyphausen, wenn er auf Deutsch sang.

Botanica

Und Botanica? Die waren sicherlich ganz von den Socken, denn das Konzert fand im kuscheligen Kammertheater statt, dass heißt: bestuhlt, etwa 50 Plätze. Aber nur 35 Leute waren da.

Die haben allerdings etwas Großartiges erlebt, auch wenn einige von ihnen das vielleicht nicht so sahen. Botanica haben schön ruhig, sich aber stetig steigernd losgelegt, hatten dabei eine ganze Weile lang massive Soundprobleme, so dass die Puristen unter den Zuschauern schon entnervt waren.

Als dann aber mal alles lief, hat die E-Gitarre so richtig reingeknallt, der Drummer mal galoppiert, mal derb geknüppelt, mal jazzig sanft die Becken gestreichelt, der Mann für die Basslines abwechselnd zum Strommodell und zum Kontrabass gegriffen, bis die asiatische Nürnbergerin an der Violine irgendwann mal ein Grinsen übers Gesicht huschen ließ.

Und der Sänger, zugleich Orgelmann, ist eh 'ne durchgeknallte Type. Irgendwie vogelartig. Er zählt zu den Vogelartigen. Sein Name: Paul Wallfisch (na gut, doch kein Vogel). Seine Handpirouetten, seine Art sich zu bewegen, sich und seine Finger in die Höhe zu schrauben (falsches Signal für jeden Mischer), sein linkes Bein abzuspreizen - all das wirkt höchst eigenartig, Richtung exaltierte Tarantel. Macht aber mächtig Spaß.

Es ist kein Indierock (zumindest kein "typischer"), den die sechs da auf der Bühne zelebrieren, in die Länge dehnen und wieder zersägen, mal sind die Songs getragen, mal entspannt, oft mit schön geladenem Spannungsbogen. Wie meint Wiki? "A dynamic and eclectic mix of gypsy and punk-cabaret infused chamber rock". Alright.



Immer wieder hämmerte der Mann im Rüschenhemd mit der Rechten auf seinem klapprigen Mini-Spielzeug-Piano herum, es gab Momente, da geronn der Band irgendwie alles, jegliches Geräusch zu Musik, und irgendwann hopste der Leadsänger durch die Stuhlreihen mit einem Megaphon in der Hand und, und, und... Monsieur X. und ich fanden's Weltklasse.

Botanica2

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dito. der kopf und die ohren sind noch immer berauscht.

die dazugehörigen bilder werden, wie es sich für entschleunigte analogieschüsse gehört, nachgeliefert.

p.s.: der bilderbote ist inzwischen eingetroffen.

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A night with botanica
Ohne wenn und aber auch ohne schon vorher verewigte Umschreibung ob Vogel Hund Katze - Diese Herren habe mich staunen swingen klezmern und auch rocken lassen - Hut auf und Augenklappe an, ein wunder voller Abend für den Köln leider noch nicht wirklich reif war.
You are beautiful!

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sehr schöne posting-zeit! chapeau nochmals! schön, dass du dir die jungs auch angesehne und -gehört hast! naja, hier in freiburg waren es vielleicht 35 zuschauer, auch nicht die welt - schon gar nicht für "10 jahre botanica"...

rock on!

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