Dienstag, 15. Januar 2008
Premiere von "Hope": Weg von der 08/15-Moral
mysterox, 12:23h
Ein junger „Hosenscheißer“ (so nennt ihn der genervte Kriminelle) filmt einen Dieb beim Stehlen eines Gemäldes. Er geht nicht zur Polizei. Er will kein Geld. Er will nur das Bild zurück. Naiv? Nicht, wenn es man so gekonnt macht wie Regisseur Stanislaw Mucha in seinem Film Hope, der gestern im Kandelhof seine Premiere feierte.
Frantisek, Anfang 20, liegt mit der Videokamera auf der Lauer, als ein Kunstdieb in einer Kirche zuschlägt. Nun könnte er schön zur Polizei gehen. Oder den Kunstdieb wenigstens erpressen, klassischer Krimistoff. Doch Frantisek geht in die Höhle des Löwen und verlangt von dem Dieb, einem renommierten Kunsthistoriker, nur eines: dass das Altarbild an seinen angestammten Platz zurückkommt.
Was naiv klingt, bedeutet: weg von der 08/15-Moral. Das Ganze entwickelt sich zum ungleichen Duell David-gegen-Goliath, wobei der kleine Lockenschopf dem angesehenen, arrivierten Alten sein Katz-und-Maus-Spiel aufzwingt. Auch ein Sprengstoffanschlag auf seinen geliebten giftgrünen Peugeot kann Frantisek nicht einschüchtern. Im Gegenteil, in aller Seelenruhe fordert er von dem kriminellen Kunsthändler das gleiche Auto zurück: gleiches Modell, gleiches Baujahr, gleiche Farbe, gleicher Kilometerstand. Und das bekommt er auch: Kennzeichen HO-PE 123. Ein feiner Seitenhieb des Regisseurs auf die Hofer Filmtage, wo jeder Zweite mit einem derartigen Nummernschild vorfährt.
Frantisek (Rafal Fudalej) ist rätselhaft und sympathisch zugleich, er strahlt eine ungeheure innerliche Ruhe aus. Zu dieser Hauptfigur gesellen sich sein Knast-Bruder, ein gebrochener Vater, eine junge Frau – pikanterweise die Tochter des Kunsthändlers –, die hoffnungslos in Frantisek verliebt ist, ein erfahrener Inspektor, der bei Frantisek auf Granit beißt, ein sehr weltlicher Priester, ein Kunsthehler, der zum Killer wird, undundund…
Ruhig und souverän entfaltet Stanislaw Mucha seine Geschichte. Der in Deutschland lebende und arbeitende Pole misstraut endlosen Dialogen und setzt lieber auf Farbsymbolik, feinfühlig komponierte Bilder und viele überraschende, aber nie beliebige Wendungen. Der Film fesselt einen auf eigenartige Weise.
Mucha arbeitet gekonnt und ganz bewusst mit Leerstellen, hier und da aufgenommenen und wieder fallen gelassenen Handlungsfäden – und weigert sich konsequent, als Dauer- und Cheferklärer seines eigenen Films aufzutreten. Als ihn ein Zuschauer fragt, „Was ist die Message?“, lässt der Filmemacher ihn schmunzelnd ins Leer laufen: „Wenn ein Film eine Message hat, dann sollte die Message so tief begraben sein, wie es nur geht.“
Redseliger ist der 37-Jährige, wenn es um die Produktionsbedingungen geht. Sein erster Spielfilm sei ihm viel leichter gefallen als seine beiden (schrägen und preisgekrönten) Dokumentarfilme „Absolut Warhola“ und „Die Mitte“, weil man da mit weniger Alkoholikern zu tun habe. meint Mucha.
Dafür hat er bei einigen kleinen Rollen Mühe gehabt, die passenden Schauspieler zu finden – was dazu führte, dass der polnische Produzent den Priester spielt, seine Tochter mit von der Partie ist und sogar Mucha selbst in die Rolle des Killers schlüpfen musste. „Boris Becker sollte den Killer spielen“, meint der Filmer allen Ernstes, „hat aber leider nicht geklappt.“ Und den lange feststehenden Hauptdarsteller musste er kurz vor Drehbeginn wieder fallen lassen, da dieser nach akutem Liebeskummer zum Bodybuilder mutiert ist und aussah „wie ein Dreieck“, so der sympathisch-verschrobene Pole.
Eine skurrile Geschichte von ungewollten Product Placement: Erst beim Schneiden ist dem Regisseur aufgefallen, dass in einer Szene von über hundert vorbeifahrenden Autos fast jedes vierte aus der DHL-Flotte stammt. „Die müssen auf denselben Frequenzen gefunkt haben wie wir“, mutmaßt er. 39 Schnitte und aufwändige Nachbearbeitung waren nötig, um diese Werbevehikel wieder herauszuschneiden.
Den Schlusspunkt setzt Mucha selber: „Machen wir Schluss, oder?“ Nur eines will er dem Publikum noch mit auf den Weg geben: „Empfehlen Sie den Film weiter – die ersten Tage nach Filmstart sind entscheidend!“ Am Donnerstag, den 17. Januar ist Bundesstart.
Frantisek, Anfang 20, liegt mit der Videokamera auf der Lauer, als ein Kunstdieb in einer Kirche zuschlägt. Nun könnte er schön zur Polizei gehen. Oder den Kunstdieb wenigstens erpressen, klassischer Krimistoff. Doch Frantisek geht in die Höhle des Löwen und verlangt von dem Dieb, einem renommierten Kunsthistoriker, nur eines: dass das Altarbild an seinen angestammten Platz zurückkommt.
Was naiv klingt, bedeutet: weg von der 08/15-Moral. Das Ganze entwickelt sich zum ungleichen Duell David-gegen-Goliath, wobei der kleine Lockenschopf dem angesehenen, arrivierten Alten sein Katz-und-Maus-Spiel aufzwingt. Auch ein Sprengstoffanschlag auf seinen geliebten giftgrünen Peugeot kann Frantisek nicht einschüchtern. Im Gegenteil, in aller Seelenruhe fordert er von dem kriminellen Kunsthändler das gleiche Auto zurück: gleiches Modell, gleiches Baujahr, gleiche Farbe, gleicher Kilometerstand. Und das bekommt er auch: Kennzeichen HO-PE 123. Ein feiner Seitenhieb des Regisseurs auf die Hofer Filmtage, wo jeder Zweite mit einem derartigen Nummernschild vorfährt.
Frantisek (Rafal Fudalej) ist rätselhaft und sympathisch zugleich, er strahlt eine ungeheure innerliche Ruhe aus. Zu dieser Hauptfigur gesellen sich sein Knast-Bruder, ein gebrochener Vater, eine junge Frau – pikanterweise die Tochter des Kunsthändlers –, die hoffnungslos in Frantisek verliebt ist, ein erfahrener Inspektor, der bei Frantisek auf Granit beißt, ein sehr weltlicher Priester, ein Kunsthehler, der zum Killer wird, undundund…
Ruhig und souverän entfaltet Stanislaw Mucha seine Geschichte. Der in Deutschland lebende und arbeitende Pole misstraut endlosen Dialogen und setzt lieber auf Farbsymbolik, feinfühlig komponierte Bilder und viele überraschende, aber nie beliebige Wendungen. Der Film fesselt einen auf eigenartige Weise.
Mucha arbeitet gekonnt und ganz bewusst mit Leerstellen, hier und da aufgenommenen und wieder fallen gelassenen Handlungsfäden – und weigert sich konsequent, als Dauer- und Cheferklärer seines eigenen Films aufzutreten. Als ihn ein Zuschauer fragt, „Was ist die Message?“, lässt der Filmemacher ihn schmunzelnd ins Leer laufen: „Wenn ein Film eine Message hat, dann sollte die Message so tief begraben sein, wie es nur geht.“
Redseliger ist der 37-Jährige, wenn es um die Produktionsbedingungen geht. Sein erster Spielfilm sei ihm viel leichter gefallen als seine beiden (schrägen und preisgekrönten) Dokumentarfilme „Absolut Warhola“ und „Die Mitte“, weil man da mit weniger Alkoholikern zu tun habe. meint Mucha.
Dafür hat er bei einigen kleinen Rollen Mühe gehabt, die passenden Schauspieler zu finden – was dazu führte, dass der polnische Produzent den Priester spielt, seine Tochter mit von der Partie ist und sogar Mucha selbst in die Rolle des Killers schlüpfen musste. „Boris Becker sollte den Killer spielen“, meint der Filmer allen Ernstes, „hat aber leider nicht geklappt.“ Und den lange feststehenden Hauptdarsteller musste er kurz vor Drehbeginn wieder fallen lassen, da dieser nach akutem Liebeskummer zum Bodybuilder mutiert ist und aussah „wie ein Dreieck“, so der sympathisch-verschrobene Pole.
Eine skurrile Geschichte von ungewollten Product Placement: Erst beim Schneiden ist dem Regisseur aufgefallen, dass in einer Szene von über hundert vorbeifahrenden Autos fast jedes vierte aus der DHL-Flotte stammt. „Die müssen auf denselben Frequenzen gefunkt haben wie wir“, mutmaßt er. 39 Schnitte und aufwändige Nachbearbeitung waren nötig, um diese Werbevehikel wieder herauszuschneiden.
Den Schlusspunkt setzt Mucha selber: „Machen wir Schluss, oder?“ Nur eines will er dem Publikum noch mit auf den Weg geben: „Empfehlen Sie den Film weiter – die ersten Tage nach Filmstart sind entscheidend!“ Am Donnerstag, den 17. Januar ist Bundesstart.
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