Donnerstag, 26. Juli 2012
Frisch eingetütet
In den Niederlanden sorgt ein offizielles Dekret für mächtig Wirbel: Der Gesetzgeber plant, sämtliche Verpackungen, die sich am Markt befinden, kategorisch zu verbieten. Tetra-Paks und andere klangvolle Erfindungen der Chemie- und Kunststoffindustrie werden dann aus den Regalen verschwinden, genau so wie Flaschen oder Schachteln.

„Wir wollen damit die Strukturen vereinfachen und nur noch auf ein einheitliches System setzen“, sagte Verbraucherminister Herman Van De Blaas, der sogar auf einen Nachzieh-Effekt weiterer EU-Länder hofft. „So sind wir nicht mehr abhängig von vielen verschiedenen Materialien und Rohstoffen, sondern schaffen ein berechenbares, benutzerfreundliches System mit mehr Transparenz.“

Stattdessen lassen die Holländer künftig nur noch eine Verpackungs- und Darreichungsart zu: die Tüte. Van De Blaas verwies auf die lange Tradition des Landes im Umgang mit dieser Form und nannte als Beispiele die Pommestüte, die Eistüte und die Tütensuppe.

In – dieser Fortbewegungsart angemessenem – vorauseilendem Gehorsam hat sich die Niederländische Bahngesellschaft Nederlandse Spoorwegen nun daran gemacht, ihre Sprinter-Züge mit Klotüten auszustatten.* (Um in Abgeschiedenheit verschiedene Ausscheidungen absondern zu können, dürfen sich die tüten-wagemutigen Passagiere in die Kabine des Zugbegleiters zurückziehen.) Vorbild seien die Kotztüten der Airlines gewesen, sagte ein Sprecher des Unternehmens. Apropos: Auch ganze Mittagsmenüs können künftig quasi eingetütet werden.

Jubelstürme löste das neue Gesetzesvorhaben in den marihuanageschwängerten Coffeshops aus: Auch Rauchwaren sollen von der Gesetzesänderung betroffen sein.

Neues niederländisches National-Motto:
ES GIBT VIEL ZU TUN. TÜTEN WIR'S EIN!


* (Der zweite Teil des letzten Absatzes in dem verlinkten Artikel ist reine Propaganda der Anti-Tüten-Lobby. Anm.d.Red.)

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