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Donnerstag, 19. Juli 2012
Hubert von Goisern: Acapella, Alpenrock, authentisch
mysterox, 13:16h
Kurz vor acht im ausverkauften Zirkuszelt: Viele um mich herum– die meisten – sind im Alter des Musikers, also zwischen 50 und 65. Mich bedrängt die Frage: Bei wie vielen Bands ist das Publikum eigentlich im gleichen Alter wie die Musiker? Und warum? Gemeinsame Vergangenheit? Zusammen alt geworden? Gewohnheit? Egal. Zurück zum Abendprogramm.
Sonst reicht die Bandbreite im Publikum vom tätowierten, bärbeißigen Stiernacken über die brav-aparte Mittdreißigerin bis hin zum Papa mit Schulkind. Vorab Gebrumme wie im Bienenstock. Drei rote Stehlampen sorgen ein wenig für Wohnzimmeratmosphäre. Hinten prangt der doppelzüngige Drache, das Emblem von Goisern (der Heimatstadt) und von von (sic!) Goisern selbst, zugleich Garant für die im Hit versteckte Message: Brenna tuat‘s guat...
...vor allem, wenn man Holz vor der Hütte hat und auf Hüttengaudi aus ist. Ge'? Zum Glück Fehlanzeige. Kein After-Ski-Zirkus-Schnickschnack. Nur die ein oder andere ausladend dekolletierte Dame...
Der Funke lodert schon, bevor es losgeht: Klatschen und Hubert!-Rufe fliegen durchs Zelt. Die Enttäuschung ist groß, als kurz nach acht Alex Heisler die Bühne entert. Unter Buhrufen. Der Festivalgründer vertröstet das Publikum: Stau. Am Brenna staut‘s guat, fällt mir dazu ein. Unter Gejohle ziehen kurz darauf die vier Musiker plus Backliner Hannes ein.
Akkordeonklänge. Hubert von Goisern legt den Ausdruck und die Bewegung ganz ins Akkordeon, kommt erst mal ohne Gesang aus. Begleitet wird er von den fantastischen Musikern Severin Trogbacher an der Gitarre, Helmut Schartlmüller am Bass und Alex Pohn am Schlagzeug. Unprätentiös im schwarzen Hemd und grauer Hose, stapft der Oberösterreicher über die Bühnenbretter. Barfuß. Authentisch.
Seine bissigen Texte und bitteren Botschaften kommen im verführerischen Gewand seines Heimatidioms daher (siehe auch: Beckenbauer-Effekt).Zum Beispiel, wenn es um die Abrechnung mit Politikern geht in „Indianer“, wie der 59-Jährige erklärt: „Die Indianer sind ja au überall, strategisch gut verteilt über den Erdball. Früher worn‘s langhaarig und schweigsam. Heute reden‘s viel und hom a Glatzn.“ Überhaupt nimmt sich der sympathische Frontmann viel Zeit für sein Publikum, garniert seine Songs mit Anekdoten und entpuppt sich dabei als stimmungsvoller Erzähler.
Musikalisch beackert Hubert von Goisern die ganze Palette vom Akkordeon über Akustik-, Lapsteel- und E-Gitarre bis hin zur Klarinette und streut mal ein Kuhglockensolo ein, steuert mal eine Beatboxeinlage und Rap-Elemente bei oder bringt auch mal einen kräftigen Jodler.
Der brillante Severin Trogbacher kitzelt ein erdiges Bluessolo aus seinem Instrument und entlockt ihm an anderer Stelle handgemachte Dub-Effekte, und zwar im Janis-Joplin-Cover von „Mercedes Benz“, das schön tiefergelegt und minimalistisch im Reggae-Stil daherkommt. Genauso gelungen: Goiserns „Georgia“, das bei ihm eben Goisern heißt. Ganz der Heimat verpflichtet. (Was heißt bei Goisern eigentlich nicht Goisern? Hm. Anderes Thema.)
Der Abend steuert auf den erwartbaren Höhepunkt zu: Brenna tuat’s guat, des Alpenrockers Hymne zur Wirtschaftskrise. Schon bei den ersten Klängen macht sich kollektives Grinsen breit. Nach zweieinhalb Stunden vollem Programm und den Publikumslieblingen „Weit, weit weg“ und „Heast as nit“ im Zugabenblock verabschiedet sich das Quartett mit einer knappen A-capella-Einlage. Das Grinsen bleibt den Zuschauern noch lange ins Gesicht getackert.
Sonst reicht die Bandbreite im Publikum vom tätowierten, bärbeißigen Stiernacken über die brav-aparte Mittdreißigerin bis hin zum Papa mit Schulkind. Vorab Gebrumme wie im Bienenstock. Drei rote Stehlampen sorgen ein wenig für Wohnzimmeratmosphäre. Hinten prangt der doppelzüngige Drache, das Emblem von Goisern (der Heimatstadt) und von von (sic!) Goisern selbst, zugleich Garant für die im Hit versteckte Message: Brenna tuat‘s guat...
...vor allem, wenn man Holz vor der Hütte hat und auf Hüttengaudi aus ist. Ge'? Zum Glück Fehlanzeige. Kein After-Ski-Zirkus-Schnickschnack. Nur die ein oder andere ausladend dekolletierte Dame...
Der Funke lodert schon, bevor es losgeht: Klatschen und Hubert!-Rufe fliegen durchs Zelt. Die Enttäuschung ist groß, als kurz nach acht Alex Heisler die Bühne entert. Unter Buhrufen. Der Festivalgründer vertröstet das Publikum: Stau. Am Brenna staut‘s guat, fällt mir dazu ein. Unter Gejohle ziehen kurz darauf die vier Musiker plus Backliner Hannes ein.
Akkordeonklänge. Hubert von Goisern legt den Ausdruck und die Bewegung ganz ins Akkordeon, kommt erst mal ohne Gesang aus. Begleitet wird er von den fantastischen Musikern Severin Trogbacher an der Gitarre, Helmut Schartlmüller am Bass und Alex Pohn am Schlagzeug. Unprätentiös im schwarzen Hemd und grauer Hose, stapft der Oberösterreicher über die Bühnenbretter. Barfuß. Authentisch.
Seine bissigen Texte und bitteren Botschaften kommen im verführerischen Gewand seines Heimatidioms daher (siehe auch: Beckenbauer-Effekt).Zum Beispiel, wenn es um die Abrechnung mit Politikern geht in „Indianer“, wie der 59-Jährige erklärt: „Die Indianer sind ja au überall, strategisch gut verteilt über den Erdball. Früher worn‘s langhaarig und schweigsam. Heute reden‘s viel und hom a Glatzn.“ Überhaupt nimmt sich der sympathische Frontmann viel Zeit für sein Publikum, garniert seine Songs mit Anekdoten und entpuppt sich dabei als stimmungsvoller Erzähler.
Musikalisch beackert Hubert von Goisern die ganze Palette vom Akkordeon über Akustik-, Lapsteel- und E-Gitarre bis hin zur Klarinette und streut mal ein Kuhglockensolo ein, steuert mal eine Beatboxeinlage und Rap-Elemente bei oder bringt auch mal einen kräftigen Jodler.
Der brillante Severin Trogbacher kitzelt ein erdiges Bluessolo aus seinem Instrument und entlockt ihm an anderer Stelle handgemachte Dub-Effekte, und zwar im Janis-Joplin-Cover von „Mercedes Benz“, das schön tiefergelegt und minimalistisch im Reggae-Stil daherkommt. Genauso gelungen: Goiserns „Georgia“, das bei ihm eben Goisern heißt. Ganz der Heimat verpflichtet. (Was heißt bei Goisern eigentlich nicht Goisern? Hm. Anderes Thema.)
Der Abend steuert auf den erwartbaren Höhepunkt zu: Brenna tuat’s guat, des Alpenrockers Hymne zur Wirtschaftskrise. Schon bei den ersten Klängen macht sich kollektives Grinsen breit. Nach zweieinhalb Stunden vollem Programm und den Publikumslieblingen „Weit, weit weg“ und „Heast as nit“ im Zugabenblock verabschiedet sich das Quartett mit einer knappen A-capella-Einlage. Das Grinsen bleibt den Zuschauern noch lange ins Gesicht getackert.
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