... newer stories
Mittwoch, 23. Mai 2012
Schmutzwäsche im Schonwaschgang: Andre Williams im Slow Club
mysterox, 12:23h
Baby, let me put it in!, bittet und bettelt Andre Williams. BABY, LET ME PUT IT IN!, krakeelt und quengelt Andre Williams. Lass mich ran oder Lass mich rein wären noch verleichsweise harmlose Übersetzungen – nicht ganz so zielsicher wie das Original. Es geht mal wieder ums Rammeln. Nur: der Mann da vorne, Andre Williams, ist nicht mehr der Jüngste. Doch, um das Spiel weiterzuspielen, der Mann hat einen Ständer. Und alle sehen es.
Eine Zuschauerin bringt es auf den Punkt: „Hey, was für'n Text! Der Typ isch ja uralt!“ 75 bewegte Jahre hat Williams, Jahrgang 1936, auf seinem Buckel, einige davon im Crack-Wahn und in der Gosse. Irgendwie ist er dem endgültigen Untergang dann grad noch entgangen, weil ihn Blues-Punker Jon Spencer von der begnadetetn Blues Explosion wieder ausgegraben und auf die Bühne gezerrt hat.
Den Ständer, um den es geht, sehen alle – nur Williams nicht. Als Mister Rhythm alias The Black Godfather a.k.a.The Duke Of Dirty-Ass oder auch The Baron Of Badass R'n'B die kleine Bühne betritt, seine tighte Band hatte für ihn schon eingeheizt, da findet er seinen Mikrofonständer erst mal nicht, der nur wenige Zentimeter vor ihm steht. Erstens ist der Mann, eine lebende Legende des Detroit-Souls der 50er und 60er Jahre, schon etwas älter, und zweitens macht die wahnsinnsfette, ultradunkle Sonnenbrille im spärlich beleuchteten Slow Club die Sache nicht einfacher. Eine zärtliche Geste seines Bassers, und Williams findet den Weg zu seinem Mikro.
Im lavendelfarbenen Anzug – ohne den macht er es nicht – mit beigem Stetson, satinrotem Hemd und fett und lang herabbaumelnden Goldklunkern an beiden Ohren strahlt der 75-Jährige eine irritierende Coolness aus, die man hierzulande in dem Alter nur Helmut Schmidt zutrauen würde – wenn auch anders ausgeprägt. Diese konterkariert mit dem sekündlichen Mundschnappen, wie man es von Gebissträgern kennt.
Andre Williams legt Hut & Sakko ab, entdeckt den Mikro- als Garderobenständer. Und er heizt ein. I am a bad motherfucker!, befindet der Mann mit den müden, kleinen Augen. Er packt seine dirty lyrics, seine verbale Schmutzwäsche aus und schleudert sie im altersgemäßen Schongang dem älteren Publikum vor die nicht mehr regennassen Füße.
Nach 50 Minuten braucht es some noise, um den Sänger, der eher erzählt denn singt, zurückzuholen für zwei weitere Nummern, darunter das fantastische Jailbait. Und ein Cover des Wilson-Pickett-Klassikers Mustang Sally: I guess you gotta put your flat feet on the ground!. Wie es ist, vom Boden wieder aufzu(er)stehen, weiß Williams wie kein zweiter. Mit den letzten Takten des Mitsing-Covers verabschiedet seine Band ihn mit einem vielfachen Halleluja! in himmlische Sphären.
Doch dafür ist es noch zu früh: Lasst diesen Mann seinen Vintage-Soulsound, seine eingesprochenen Doo-Wop- und Rhythm'n'Blues-Singles noch weiter verbreiten, seine Anzüglichkeiten ausbreiten. Pussycat!
Lesetipp zu Andre Williams: das Blog Marmotta Rammler.
Eine Zuschauerin bringt es auf den Punkt: „Hey, was für'n Text! Der Typ isch ja uralt!“ 75 bewegte Jahre hat Williams, Jahrgang 1936, auf seinem Buckel, einige davon im Crack-Wahn und in der Gosse. Irgendwie ist er dem endgültigen Untergang dann grad noch entgangen, weil ihn Blues-Punker Jon Spencer von der begnadetetn Blues Explosion wieder ausgegraben und auf die Bühne gezerrt hat.
Den Ständer, um den es geht, sehen alle – nur Williams nicht. Als Mister Rhythm alias The Black Godfather a.k.a.The Duke Of Dirty-Ass oder auch The Baron Of Badass R'n'B die kleine Bühne betritt, seine tighte Band hatte für ihn schon eingeheizt, da findet er seinen Mikrofonständer erst mal nicht, der nur wenige Zentimeter vor ihm steht. Erstens ist der Mann, eine lebende Legende des Detroit-Souls der 50er und 60er Jahre, schon etwas älter, und zweitens macht die wahnsinnsfette, ultradunkle Sonnenbrille im spärlich beleuchteten Slow Club die Sache nicht einfacher. Eine zärtliche Geste seines Bassers, und Williams findet den Weg zu seinem Mikro.
Im lavendelfarbenen Anzug – ohne den macht er es nicht – mit beigem Stetson, satinrotem Hemd und fett und lang herabbaumelnden Goldklunkern an beiden Ohren strahlt der 75-Jährige eine irritierende Coolness aus, die man hierzulande in dem Alter nur Helmut Schmidt zutrauen würde – wenn auch anders ausgeprägt. Diese konterkariert mit dem sekündlichen Mundschnappen, wie man es von Gebissträgern kennt.
Andre Williams legt Hut & Sakko ab, entdeckt den Mikro- als Garderobenständer. Und er heizt ein. I am a bad motherfucker!, befindet der Mann mit den müden, kleinen Augen. Er packt seine dirty lyrics, seine verbale Schmutzwäsche aus und schleudert sie im altersgemäßen Schongang dem älteren Publikum vor die nicht mehr regennassen Füße.
Nach 50 Minuten braucht es some noise, um den Sänger, der eher erzählt denn singt, zurückzuholen für zwei weitere Nummern, darunter das fantastische Jailbait. Und ein Cover des Wilson-Pickett-Klassikers Mustang Sally: I guess you gotta put your flat feet on the ground!. Wie es ist, vom Boden wieder aufzu(er)stehen, weiß Williams wie kein zweiter. Mit den letzten Takten des Mitsing-Covers verabschiedet seine Band ihn mit einem vielfachen Halleluja! in himmlische Sphären.
Doch dafür ist es noch zu früh: Lasst diesen Mann seinen Vintage-Soulsound, seine eingesprochenen Doo-Wop- und Rhythm'n'Blues-Singles noch weiter verbreiten, seine Anzüglichkeiten ausbreiten. Pussycat!
Lesetipp zu Andre Williams: das Blog Marmotta Rammler.
... link (0 Kommentare) ... comment
... older stories