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Dienstag, 5. Juli 2011
The Human League im Zirkuszelt: Elektronisch geschwelgt
mysterox, 13:10h
The Human League haben die Nostalgiker unter den New-Wave- und Elektropopfans ins Zirkuszelt gelockt und dabei ein erkleckliches Programm abgespult.
Das Programm der 80er-Synthiepopband The Human League ist von vorne bis hinten durchgestylt; da steht der heutige Auftritt dem Erscheinungsbild von damals in nichts nach. Außer vielleicht dem Hairstyling von Sänger Philip Oakey, der damaligen New-Wave-Stilikone. Denn da, wo einst das üppige Haupthaar trendige Gelfrisuren zuließ, ist zu Beginn der Show erstmal eine tiefe Kapuze übergestülpt. Denn darunter ist Glatze.
„Go!“ ruft Oakey durchdringend ins hallgetränkte Mikro, und die Zeitreise kann beginnen. Erste Tanzversuche (heute: Moves), verschämte Blicke zu den Mädels (heute: Girls). Briefchenschreiben (heute: simsen) unter der Schulbank, erste Verabredungen (heute: Dates), Vorstufe zum Rendez-vous (heute: One-Night-Stand).
Leicht roboterhaft stolpert der smarte Frontmann über die Bühne, wippend wie ein Stehaufmännchen – was er ja irgendwie auch ist –, flankiert von der aparten Blonden Susan Ann Sulley zu seiner Rechten und der einen Tick fülligeren Brünetten Joanne Catherall zu seiner Linken, beide in erstaunlich absatzfreudigem Schuhwerk. Während die Braunhaarige oben spitz zulaufenden Plateauunterbau bevorzugt, setzt die schmale Blondine auf extreme High Heels.
Dahinter thronen in perfekter Symmetrie zu den Seiten zwei Roland-Synthesizer, in der Mitte ein Elektro-Drumset. Alles sehr stylish in Weiß; Z-förmig die Synthie-Burgen und kreisrund die Mikroständer. Was gekonnt kontrastiert mit dem nachtschwarzen Outfit der Formation. Band wäre wohl zuviel gesagt.
Human League waren schon immer sehr aufs Visuelle fokussiert. Und akustisch? Die zu Damen gereiften Mädels von damals haben ihre mädchenhafte Stimme er- und behalten, wobei Susan die schwierigeren Passagen übernimmt und Joanne mehr den statischen Part einnimmt. Glasklar meistert die Stimme von Philip Oakey alle Songs mühelos auf den Punkt. Die ihm zugedachte Mittelposition verschiebt er ständig gekonnt übers Feld.
Musikalisch liefern The Human League eine gelungene Zeitreise durch ihre verschiedenen Alben, Hits und neueren Stücke. Der Schwerpunkt liegt dabei klar auf dem Erfolgsalbum Dare! von 1981, und das könnte auch das Motto des Abends sein: Trau dich! Riskier’s!
Denn so ganz ohne ist ein Auftritt 25 bis 30 Jahre nach dem größten Erfolg ja nicht. Um die fuffzig ist man ja anders drauf als mit frischen 20. Am gewagtesten ist das Outfit von Susan, die – wie die anderen auch – pünktlich zur Halbzeit mit neuen Klamotten auf die Bühne zurückkehrt: im weißen, ultraknappen Minikleid, hinten tief ausgeschnitten – und vorne auch. Und zwar unten. Wenn sie mit den Armen wedelt, was sie eigentlich ständig tut, legt sie die Unterbux frei. Definiert man so Sexappeal um die 50? – Wo waren wir? Ach ja.
Garniert wird der New-Wave-, Dance- und Elektropop mit der Ballade Human von 1986, da erscheint der freudestrahlend und sympathisch lachende Oakey eigens im frischen weißen Hemd. Minimalistisch die Musik, mit den mal wummernden, mal nach vorne gehenden Synthies, wechselweise Umhänge-Keyboards, und dem artifiziellen Sound der Elektrodrums. Kurzzeitig verirrt sich auch mal eine Gitarre auf die Bühne, aber das bleibt die absolute Ausnahme. So ist es, wenn erklärte Nicht-Musiker auf der Bühne stehen.
(Mitschnitt aus Ilja Richters DISCO!)
Im Parkett wird ausgelassen und erinnerungsbeseelt getanzt. Überbordend die Freude, als das Programm zwingend in den Überhit „Don’t You Want Me, Baby“ mündet. Weißt du noch, damals im ….? Wie du mich so angeschaut hast? Ja, das wissen alle noch.
Und als Zugabe geht es noch ein Stück weiter zurück, in die späten 70er mit der weniger glatten, gegen den Strich gebürsteten Elektronummer „Being Boiled“. Da waren die zumindest die vorderen Reihen des insgesamt mit 500 bis 600 Zuschauern eher spärlich besuchten Konzerts schon gar gekocht. Taugen The Human League höchstens zum SWR-80ies-Revival-Abend? Das war den meisten schnuppe. Mit der letzten Nummer schwelgten sie alle „Together In Electric Dreams“.
Setlist
1. Never Let Me Go – (Credo, 2011)
2. Open Your Heart – (Dare!, 1981)
3. Tell Me When – (Octopus, 1995)
4. The Sound Of The Crowd – (Dare!, 1981)
5. Heart Like A Wheel – (Romantic, 1990)
6. The Lebanon – (Hysteria, 1984)
7. Egomaniac – (Credo, 2011)
8. Empire State Human – (Romantic?, 1979)
9. Night People – (Credo, 2011)
10. Human – (Crash, 1986)
11. Love Action (I Believe In Love) – (Dare!, 1981)
12. All I Ever Wanted – (Secrets, 2001)
13. (Keep Feeling) Fascination – (Fascination!; 1983)
14. Mirror Man – (Fascination!; 1983)
15. Don't You Want Me – (Dare!, 1981)
Zugaben
16. Being Boiled – (Travelogue, 1980, erstmals 1978)
17: Together In Electric Dreams – (Giorgio Moroder mit Philip Oakey, 1984)
Das Programm der 80er-Synthiepopband The Human League ist von vorne bis hinten durchgestylt; da steht der heutige Auftritt dem Erscheinungsbild von damals in nichts nach. Außer vielleicht dem Hairstyling von Sänger Philip Oakey, der damaligen New-Wave-Stilikone. Denn da, wo einst das üppige Haupthaar trendige Gelfrisuren zuließ, ist zu Beginn der Show erstmal eine tiefe Kapuze übergestülpt. Denn darunter ist Glatze.
„Go!“ ruft Oakey durchdringend ins hallgetränkte Mikro, und die Zeitreise kann beginnen. Erste Tanzversuche (heute: Moves), verschämte Blicke zu den Mädels (heute: Girls). Briefchenschreiben (heute: simsen) unter der Schulbank, erste Verabredungen (heute: Dates), Vorstufe zum Rendez-vous (heute: One-Night-Stand).
Leicht roboterhaft stolpert der smarte Frontmann über die Bühne, wippend wie ein Stehaufmännchen – was er ja irgendwie auch ist –, flankiert von der aparten Blonden Susan Ann Sulley zu seiner Rechten und der einen Tick fülligeren Brünetten Joanne Catherall zu seiner Linken, beide in erstaunlich absatzfreudigem Schuhwerk. Während die Braunhaarige oben spitz zulaufenden Plateauunterbau bevorzugt, setzt die schmale Blondine auf extreme High Heels.
Dahinter thronen in perfekter Symmetrie zu den Seiten zwei Roland-Synthesizer, in der Mitte ein Elektro-Drumset. Alles sehr stylish in Weiß; Z-förmig die Synthie-Burgen und kreisrund die Mikroständer. Was gekonnt kontrastiert mit dem nachtschwarzen Outfit der Formation. Band wäre wohl zuviel gesagt.
Human League waren schon immer sehr aufs Visuelle fokussiert. Und akustisch? Die zu Damen gereiften Mädels von damals haben ihre mädchenhafte Stimme er- und behalten, wobei Susan die schwierigeren Passagen übernimmt und Joanne mehr den statischen Part einnimmt. Glasklar meistert die Stimme von Philip Oakey alle Songs mühelos auf den Punkt. Die ihm zugedachte Mittelposition verschiebt er ständig gekonnt übers Feld.
Musikalisch liefern The Human League eine gelungene Zeitreise durch ihre verschiedenen Alben, Hits und neueren Stücke. Der Schwerpunkt liegt dabei klar auf dem Erfolgsalbum Dare! von 1981, und das könnte auch das Motto des Abends sein: Trau dich! Riskier’s!
Denn so ganz ohne ist ein Auftritt 25 bis 30 Jahre nach dem größten Erfolg ja nicht. Um die fuffzig ist man ja anders drauf als mit frischen 20. Am gewagtesten ist das Outfit von Susan, die – wie die anderen auch – pünktlich zur Halbzeit mit neuen Klamotten auf die Bühne zurückkehrt: im weißen, ultraknappen Minikleid, hinten tief ausgeschnitten – und vorne auch. Und zwar unten. Wenn sie mit den Armen wedelt, was sie eigentlich ständig tut, legt sie die Unterbux frei. Definiert man so Sexappeal um die 50? – Wo waren wir? Ach ja.
Garniert wird der New-Wave-, Dance- und Elektropop mit der Ballade Human von 1986, da erscheint der freudestrahlend und sympathisch lachende Oakey eigens im frischen weißen Hemd. Minimalistisch die Musik, mit den mal wummernden, mal nach vorne gehenden Synthies, wechselweise Umhänge-Keyboards, und dem artifiziellen Sound der Elektrodrums. Kurzzeitig verirrt sich auch mal eine Gitarre auf die Bühne, aber das bleibt die absolute Ausnahme. So ist es, wenn erklärte Nicht-Musiker auf der Bühne stehen.
(Mitschnitt aus Ilja Richters DISCO!)
Im Parkett wird ausgelassen und erinnerungsbeseelt getanzt. Überbordend die Freude, als das Programm zwingend in den Überhit „Don’t You Want Me, Baby“ mündet. Weißt du noch, damals im ….? Wie du mich so angeschaut hast? Ja, das wissen alle noch.
Und als Zugabe geht es noch ein Stück weiter zurück, in die späten 70er mit der weniger glatten, gegen den Strich gebürsteten Elektronummer „Being Boiled“. Da waren die zumindest die vorderen Reihen des insgesamt mit 500 bis 600 Zuschauern eher spärlich besuchten Konzerts schon gar gekocht. Taugen The Human League höchstens zum SWR-80ies-Revival-Abend? Das war den meisten schnuppe. Mit der letzten Nummer schwelgten sie alle „Together In Electric Dreams“.
Setlist
1. Never Let Me Go – (Credo, 2011)
2. Open Your Heart – (Dare!, 1981)
3. Tell Me When – (Octopus, 1995)
4. The Sound Of The Crowd – (Dare!, 1981)
5. Heart Like A Wheel – (Romantic, 1990)
6. The Lebanon – (Hysteria, 1984)
7. Egomaniac – (Credo, 2011)
8. Empire State Human – (Romantic?, 1979)
9. Night People – (Credo, 2011)
10. Human – (Crash, 1986)
11. Love Action (I Believe In Love) – (Dare!, 1981)
12. All I Ever Wanted – (Secrets, 2001)
13. (Keep Feeling) Fascination – (Fascination!; 1983)
14. Mirror Man – (Fascination!; 1983)
15. Don't You Want Me – (Dare!, 1981)
Zugaben
16. Being Boiled – (Travelogue, 1980, erstmals 1978)
17: Together In Electric Dreams – (Giorgio Moroder mit Philip Oakey, 1984)
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