Freitag, 11. März 2011
Das Konzert-Dilemma am Sonntag
Castrop-Rauxel oder Athens, Georgia? Pop oder Postrock? König der Straßen oder auf Maserati abfahren?

Erst Maurer, dann Frontmann der Münsteraner Band Goldjunge, zwischendurch „Rocker vom Hocker“ in der gleichnamigen Open Stage in der Hamburger Kneipe BP1 – nun wandelt Ingo Pohlmann vornamenlos auf Solopfaden über Deutschlands Straßen – der selbsternannte König der Straßen.

Durch seine Kneipenshow lernte Pohlmann Henning Wehland von H-Blockx kennen, der sein Debütalbum „Zwischen Heimweh und Fernsucht“ 2006 mit produzierte. Daraus stammt auch der fluffige Sommerhit zum Fußballmärchen „Wenn jetzt Sommer wär“. Auch auf seiner mittlerweile zweiten Platte serviert der Westfale gefühlvollen Poprock mit deutschen Texten. Selig-Fans können sich zudem auf ein Wiedersehen mit dem Gitarristen Christian Neander freuen, der ebenso als Koproduzent im Pohlmann-Boot saß und auch in Pohlmanns Liveband die Saiten beackert.

Doppelleben? Zumindest steht Pohlmann auf Städte mit Doppelnamen. Geboren in Rheda-Wiedenbrück in Nordrhein-Westfalen, wohnt der Enddreißiger nun in Castrop-Rauxel. Interessanter aber am Sonntagabend ist das Double Feature, das der Veranstalter schnürt:

Als Support wurde Cäthe Sieland verpflichtet, eine der geilsten, schmutzigsten Rock’nRoll-Rotzröhren hierzulande. Ihr Faible für gewagte Outfits dokumentieren ihr konspiratives Küchenkonzert



und ihr Señorita-Video



Ihre Mucke geht, ganz wie der Songtitel verspricht, „Unter die Haut“. Haut einen um. Elektrisierendes Liedermaching mit Punkappeal, Schnodderschnauze und Hammertexten. Im Frühjahr soll Cäthes Debütalbum in die Läden kommen.

Lieber eine sich räkelnde Cäthe oder eine Postrock-Soundscapes häkelnde Rakete?

Je nach Hörgewohnheiten verorten Kritiker die US-Band Maserati im Dreieck Postrock à la Mogwai, Krautrock à la Neu! und Psychedelic Rock im Stile von Pink Floyd. Hypnotische Gitarrenläufe und treibende Drums werden verwoben zu einem ausgeklügelten, atmosphärisch dichten Instrumentalsound mit Danceappeal, ja Suchtpotenzial. Und einem dicken Wermutstropfen.

Mit „Pyramids Of The Sun“ haben die Südstaaten-Postrocker im November 2010 ein wunderbares Album veröffentlicht. So weit, so gut. Doch durch den unerwarteten Unfalltod des Ausnahme-Schlagzeugers Jerry Fuchs ein Jahr zuvor – er starb an den Folgen eines Sprungs aus einem steckengebliebenen Fahrstuhl – ist es zu einem musikalischen Denkmal geworden. Für einen Großteil der Songs hat Jerry, der nur 34 wurde, die Drumspuren eingespielt. Erstaunlich, dass die Band daran nicht auseinandergebrochen ist.

P.S. Der Masterplan für den Abend lautet: Erst zu Cäthe, dann zu Maserati - Konzert-Hopping im Breisgau am Sonntagabend.

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