Mittwoch, 17. November 2010
Darf man Neger noch küssen?
E-Mail an mysterox:

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Gesendet: Dienstag, 9. November 2010 12:45
An: e-mails Kritik
Betreff: Wortgebrauch "Neger"

Guten Tag!

Eigentlich bin ich der Meinung, dass fudder eine sehr gute Ergänzung zur Badischen Zeitung ist. Allerdings bin ich über die Wahl der Ausdrücke einiger Autoren entsetzt.
Das Wort "Neger", welches allgemein aus dem Sprachgebrauch ausgegrenzt ist, wird bei fudder benutzt und neuerdings auch noch mit Coolness verbunden?! Siehe: Brunch in Freiburg (16): Gleis 1.

Unter anderen Artikeln sind Kommentare von Usern zu finden, die sich durch diese Wortwahl beleidigt fühlen. Andere brüsten sich mit dem Wortgebrauch.

Die Frage ist doch, ob fudder ein Vorbild sein will/ein Grundmaß an Niveau besitzt oder den Gebrauch von Beleidigungen vorzieht.

Missverstanden wird wohl, dass der Gebrauch solcher Ausdrücke nichts mit Coolness zu tun hat und der Satz in dem Artikelt, dass fudder "auf sowas scheißt" eher armselig sind als alles andere.

Ich glaube, dass es weit aus bessere Themen gibt, durch die fudder zeigen kann, dass es eine außergewöhnliche Plattform ist. Alles andere macht fudder weniger lesenswert.

Mit freundlichen Grüßen,
Luise Landwirt (Name von der Redaktion geändert)

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Und Schuld war nicht der Bossanova, sondern der subalterne mysterox, der sich tatsächlich frech aus dem Fenster lehnte und allen Unernstes meinte:

[...] bis hin zur kinderfreundlichen Krönung, deren politisch korrekter Name wohl Schaumgebäck mit Schokoglasur lautet. Doch bekanntlich scheißen wir bei fudder auf derartige Hyper-Correctness und sprechen von Negerküssen, ummantelt von weißer Schokolade sowie Vollmilch und Zartbitter.

Das wurde nun redigiert und entschärft.

Ich beiße erstmal in den (bitte ankreuzen)
( ) Berg aus weißer Kreide
( ) sauren Apfel
( ) Schokokuss

By the way, ein Freund von mir in Jugendtagen wurde im multikuturellen Frankfurt (die Stadt mit dem höchsten Ausländeranteil in Deutschland, ca. 33 Prozent) stets "Schoko" genannt, das war sein Spitzname - das fand keiner schlimm, ist aber auch, naja, kritisch - und die Bezeichnung Schokokuss dann auch? ;-)

Heißt Othello jetzt nicht mehr Mohr von Venedig, sondern Dunkelhäutiger Bürger afrikanischer Provenienz in Venedig? Klingt knackig.

Wiki weiß Rat: Während Giraldi eindeutig von der „negrezza“ des Mohren sprach, ist es in der Shakespeare-Forschung umstritten, ob die Bezeichnung „moor“ mehr auf die Herkunft, die Kultur oder die Hautfarbe oder eine Mischung daraus zielt. Doch was ist dann mit den schillernden Räubern Franz und Karl Moor? Müssen auch ihre Moore-Köpfe rollen für den sprachlichen Weltfrieden? Sollen sie nun Franz und Karl Dunkel heißen? Oder Franz und Karl Torf? Nevermore..., raunt da der Poet. Und die Tierwelt erst: vom Mohrenfalter über den Mohrenkaiman bis hin zu Mohrenklaffschnabel und, ja, dem Mohrenkopfpapagei.

In Vollmilch gehüllte Genießergrüße an alle Schokoladenjunkies und Verfechter der multikulturellen Gesellschaft - und an alle Kämpfer gegen Sprachregelegungswut aus falsch verstandener und übertriebener politischer Korrektheit. Darauf erstmal ein Bier! Nein, kein schwarzes. Sondern so eines.

Mohren-Website

(Wird die Website etwa aus demselben Grund überarbeitet wie der inkriminierte Artikel?)

P.S. More dazu gibt es hier: Kramer, Ulrike: Von Negerküssen und Mohrenköpfen. Begriffe wie Neger und Mohr im Spiegel der Political Correctness - Eine Wortschatzanalyse. Diplomarbeit, 2006.

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