Freitag, 25. Januar 2008
Glücklich mit Geschmeido im Klub Kamikaze
Geschmeido – über zehn Jahre gibt es diese Band schon. Und noch immer kennt sie leider, leider so gut wie keine Sau. Und doch, neben mir waren sogar noch ein paar weitere Fans der ersten Stunde im Kamikaze versammelt – und fast wunschlos glücklich.

Vor allem mit Konrad musste ich mich um die Wette streiten, wer sich MEHR freuen und BREITER grinsen darf, weil Geschmeido endlich mal wieder in unserem Landstrich gastierten. Kurzum: Auf mein Wiedersehen mit Geschmeido hatte ich mich schon ewig gefreut.

Track 00: Die Vorgeschichte
In grauer Vorzeit, also vor der Jahrtausendwende, taten sich im südbadischen Raum zwei Mal zwei Jungs zusammen, um gemeinsam zu musizieren: zwei Stefans und zwei Froweins. Sie nannten sich Geschmeido und traten regelmäßig in Freiburg auf. Und fast jedes Mal war ich dabei. Ungefähr sieben Jahre lang war es mucksmäuschenstill geworden um diese Band, bis sie Anfang 2007 wie Phönix aus der Asche mit einem Paukenschlag aus der Berliner Versenkung auftauchte und mit einem neuen Album überraschte. Das trägt den augenzwinkernden Namen Auf Wiedersehen.

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Track 01: Scheiße, meine Augen
Wer Geschmeido in ihren Anfängen oder zuletzt live erlebt hat, rieb sich erst mal die Augen und musste ein Schockerlebnis verdauen: Franz Frowein ist nicht länger dabei. Die Familie, der Beruf. Da passte der Titel des ersten Stücks, ja, wie die Faust aufs Auge. Seinen Platz an der Gitarre nimmt seit kurzem Carsten Diekmann ein, der schon bei Berend in die Saiten gehauen hat. Er macht seine Sache gut.

Track 02: Kalt, kalt, kalt
Kühl ist es anfangs im Keller des Kamikaze, aber spätestens mit dem Instrumentalpart am Ende des CD-Openers „Kalt, kalt, kalt“ haben sie sich und das Publikum warmgespielt. Stefan Wittich an den Drums, auch Schlagzeuger bei Tele, spielt ein Schlagzeugriff, das an den Spliff-Klassiker „Déjà Vu“ erinnert. Diesem ausgefeilten, melodischen Song verdanken wir die wunderschöne Textzeile „Dein Lebensplan/ Ist so urban/ Wie Taxifahr’n /Mit Stroboskop“.

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Track 03: Anna Lisa
„Über Anna Lisa habe ich mich gefreut wie über einen alten Hit“, meint Geschmeido-Fangirl la Julie nach dem Konzert (in Nürnberg zwei Tage zuvor) über diese feine Indiepop-Perle des Albums Zwischen den Mahlzeiten.

Track 04: Die Stadt als Aufzug
Songwriter, Sänger und Gitarrist Philippe Frowein, eigentlich Bühnenbiertrinker, an diesem Abend mal Rotweinliebhaber, hält einleitend ein kurzweiliges Kurzreferat zum Thema „Wem gehört die Stadt? – am Beispiel unserer Wahlheimat Berlin“, wie er sagt. Sein Fazit: „Ich muss bald weg aus meinem Kiez.“

Track 05: Rosalie
Hmmm, ich bin mit der vertrackten Track-, äh Setlist möglicherweise durcheinandergekommen...

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Track 06: Schutzhaft
Soundprobleme ermöglichen es Philippe, ein bisschen mit dem Publikum zu plaudern, was er immer gerne macht – auch wenn sein Mitgitarrist grimmig zu ihm herüber guckt. Von einem Freund, der beim Schwarzfahren in der S-Bahn erwischt wird und daraufhin einfach nur rennt, rennt, rennt, handelt der großartige Song „Schutzhaft“: „Du fällst auf in der Menge/ Dein Laufstil ist zu hektisch/ Dein Puls schlägt Funken/ Deine Feinde sind elektrisch“. Geschmeido kann man mit ihrem intelligenten Indiepoprock momentan zu den besten deutschsprachigen Bands zählen.

Okay, Schluss mit der Setlist. Weil es schöner klingt, geben die Jungs ihren Songs nun Frauennamen. „Komm, lass uns mal an Joanna arbeiten!“, schallt es dann durch den Proberaum. Joanna: Dieses ganz neue Lied hat es in sich, es groovt, es ist funky, es hat Danceappeal und atmet leichtes Sixties-Flair, wie die Jungs da zusammen singen. Schade, dass nur rund 50 Zuschauer den Weg ins Kamikaze gefunden haben.

Schade auch, dass ein paar Stücke später schon Schluss ist. Als Reverenz und Referenz an Thin Lizzy-Sänger Phil Lynott und Freiburg, ihre alte Wirkungsstätte, lassen sie ihr Konzert mit einer Coverversion ausklingen: „Old Town“. Man sieht: bei Geschmeido passt eigentlich alles. Nur der Sound entsprach der Lage des Kellergewölbes: eher unterirdisch. Das war der einzige Wermutstropfen, den auch die hartgesottenen Fans schlucken mussten.

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