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Freitag, 20. Juli 2007
Kurz vor dem Orkus
mysterox, 13:00h
Kurz vor dem Orkus lauert eine kleine Seitentür, die keiner wahrnimmt, weil jeder, der sein Ticket für den Orkus gebucht hat, schnurstracks, auf direktem Wege mit One-Way-Ticket dorthin befördert wird. Nur bei Fehlbuchungen kann es mitunter vorkommen, dass diese Seitentür sich versehentlich öffnet, während ein Orkus-Reisender des Weges kommt. So geschehen bei K. Als er die Tür entdeckte, war er gleich magisch, ja magnetisch angezogen von der Strahlkraft, die hinter der Tür verborgen zu liegen schien. Er fühlte etwas Großartiges, Immenses, Enormes hinter dieser Türe - eine Kraftquelle, ein Orakel, ein Mirakel? Geblendet von der diffusen Helligkeit, tastete K. sich langsam vorwärts. Sehen konnte er so gut wie nichts.
Irgendein Geruch lag in der Luft. War es Kali? Behende schritt er weiter in den unermesslichen Raum hinein, um sein Inneres zu erforschen. Die Lichtquelle glaubte er ganz weit hinten ausmachen zu können, es war ein kleiner Punkt. Vielleicht ein Laserstrahl? Oder ein winziges Loch in Decke oder Boden - aber wo war oben, wo unten? -, aus dem Licht drang? Nein, es schien eher eine winzige Kugel oder Perle zu sein. Als er sich ihr näherte, entdeckte er ein gezacktes Muster, das quasi durch die Perle hindurchschien, ganz so als wäre es im Innern der Perle dreidimensional hinterlegt und nach außen projiziert - in einen Streifen von Nichts, der kurz vor seiner Netzhaut lag. Fasziniert betrachtete er das Muster. Oder das Muster ihn?
Selbstvergessen vertiefte er sich in die gezackten verschlungenen Wege. Für ihn war es auf einmal der Bauplan der Welt, die Ahnentafel der Menschheit, das Buch der Bücher, voll geheimer Botschaften. Er sollte nie wieder herausfinden aus diesem, erst jetzt merkte er es, Jahre später, aus diesem, ja, es war ein...
...Labyrinth! All das, was im ersten Moment so schillernd, so verheißungsvoll, so bedeutungsgeladen schien, war nun verblasst, weit, weit weg oder stammte aus grauer Vorzeit. Drinnen saß er und kam nicht wieder raus. Man hatte ihn gelockt, geködert, verführt oder entführt - wer weiß? - und ihn das Muster fortführen lassen. Keiner, der ihn zwang. Niemand, den er je zu Gesicht bekam. Seine innere Stimme sagte ihm, dass er das, was er tat, machen müsse. Man hatte ihm eine Aufgabe gegeben, einen Beruf, nein, er sich selbst, es war eine Berufung. K. war der perfekte Mitarbeiter für das Projekt. Er war nicht unglücklich.
Er konnte nicht sehen, dass er zugeschüttet war mit einem nicht endenwollenden, stets weiter wachsenden Berg von Papier, mal irgendwelche Texte, mal irgendwelche Bilder, in fremden Sprachen, scheinbar in beliebiger Reihenfolge für ihn vorbereitet. Er merkte nicht, dass dieser Berg sich nach und nach zu einem Gebirgsmassiv auswuchs und ihn zu erdrücken drohte. Er fühlte nicht, dass man ihn vor der Zeit begraben hatte. Er wusste nicht, dass er auf Umwegen doch in den Orkus gelangt war.
Irgendein Geruch lag in der Luft. War es Kali? Behende schritt er weiter in den unermesslichen Raum hinein, um sein Inneres zu erforschen. Die Lichtquelle glaubte er ganz weit hinten ausmachen zu können, es war ein kleiner Punkt. Vielleicht ein Laserstrahl? Oder ein winziges Loch in Decke oder Boden - aber wo war oben, wo unten? -, aus dem Licht drang? Nein, es schien eher eine winzige Kugel oder Perle zu sein. Als er sich ihr näherte, entdeckte er ein gezacktes Muster, das quasi durch die Perle hindurchschien, ganz so als wäre es im Innern der Perle dreidimensional hinterlegt und nach außen projiziert - in einen Streifen von Nichts, der kurz vor seiner Netzhaut lag. Fasziniert betrachtete er das Muster. Oder das Muster ihn?
Selbstvergessen vertiefte er sich in die gezackten verschlungenen Wege. Für ihn war es auf einmal der Bauplan der Welt, die Ahnentafel der Menschheit, das Buch der Bücher, voll geheimer Botschaften. Er sollte nie wieder herausfinden aus diesem, erst jetzt merkte er es, Jahre später, aus diesem, ja, es war ein...
...Labyrinth! All das, was im ersten Moment so schillernd, so verheißungsvoll, so bedeutungsgeladen schien, war nun verblasst, weit, weit weg oder stammte aus grauer Vorzeit. Drinnen saß er und kam nicht wieder raus. Man hatte ihn gelockt, geködert, verführt oder entführt - wer weiß? - und ihn das Muster fortführen lassen. Keiner, der ihn zwang. Niemand, den er je zu Gesicht bekam. Seine innere Stimme sagte ihm, dass er das, was er tat, machen müsse. Man hatte ihm eine Aufgabe gegeben, einen Beruf, nein, er sich selbst, es war eine Berufung. K. war der perfekte Mitarbeiter für das Projekt. Er war nicht unglücklich.
Er konnte nicht sehen, dass er zugeschüttet war mit einem nicht endenwollenden, stets weiter wachsenden Berg von Papier, mal irgendwelche Texte, mal irgendwelche Bilder, in fremden Sprachen, scheinbar in beliebiger Reihenfolge für ihn vorbereitet. Er merkte nicht, dass dieser Berg sich nach und nach zu einem Gebirgsmassiv auswuchs und ihn zu erdrücken drohte. Er fühlte nicht, dass man ihn vor der Zeit begraben hatte. Er wusste nicht, dass er auf Umwegen doch in den Orkus gelangt war.
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